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Fonds / ETF, Gut erklärt - Mikrofinanzen
Vier Mikrofinanzfonds im Test - hohe nachhaltige Wirkung, solide Renditen
Armen Menschen helfen und dafür verlässliche Renditen erhalten, auch in Krisenzeiten? Das geht: mit Mikrofinanzfonds. Vier dieser Fonds treten im ECOreporter-Test gegeneinander an.
Die vier getesteten Fonds sind seit Jahren etabliert: Der Dual Return Fund – Vision Microfinance der österreichischen Investmentgesellschaft Impact AM startete bereits 2006 (ab 2024 heißt er I-AM Vision Microfinance). Den IIV Mikrofinanzfonds gibt es seit 2011. Das IIV steht für die Frankfurter Invest in Visions GmbH, deren Geschäftsführerin Edda Schröder den Fonds gegründet und mittlerweile zum größten der vier Mikrofinanzfonds hat reifen lassen.
Die anderen beiden Fonds sind 2015 gestartet. Der GLS Alternative Investments – Mikrofinanzfonds stammt von der Bochumer GLS Bank, den KCD Mikrofinanzfonds – III hat die Bank im Bistum Essen aufgelegt, die seit vielen Jahren selbst im Bereich Mikrofinanz investiert. Das KCD steht für Kirche – Caritas – Diakonie.
Stabile Wertentwicklung
Auf fünf Jahre gesehen erzielten die vier Fonds insgesamt Wertzuwächse zwischen 3,9 und 7,2 Prozent (siehe Tabelle unten im Premium-Bereich; Stand aller Daten in diesem Artikel: 31.11.2023). Im Vergleich mit anderen eher defensiven Geldanlagen waren das in den letzten Jahren solide Renditen.
In der Coronakrise verloren alle Mikrofinanzfonds zwischenzeitlich an Wert. Allerdings nicht viel. Und auch nicht in erster Linie wegen Kreditausfällen, sondern wegen der Bewertungsmethoden der Fonds. Denn die Kurse von Mikrofinanzfonds bilden sich nicht wie bei Aktien am freien Markt durch Angebot und Nachfrage. Vielmehr werden sie von spezialisierten Agenturen festgelegt. Diese bewerten die Qualität der Kredite, berücksichtigen aber auch Risikoaufschläge für Staatsanleihen der Länder, in denen die Fonds Kredite vergeben. Und diese Risikoaufschläge, die keinen direkten Zusammenhang zum Mikrofinanzsektor haben, waren nach Ausbruch der Coronapandemie deutlich gestiegen. Das wiederum drückte zeitweise die Kurse der Fonds.
Krisenerprobte Kreditnehmerinnen
Das Mikrofinanzsystem funktioniert gut, auch in schwierigen Zeiten. „Die vielfältigen Krisen stellen vor allem Menschen im Globalen Süden vor enorme Herausforderungen. Im Zuge der Coronapandemie ist die Zahl der Menschen in extremer Armut erstmals seit 20 Jahren wieder gestiegen“, erläutert Katharina Lange, Research-Analystin für Entwicklungsfinanzierung bei der GLS Bank. Trotzdem sind die Ausfallraten der Mikrokredite niedrig geblieben.
Für Michael Zink, Leiter der Kundenabteilung bei Invest in Visions, liegt dies vor allem an der hohen Krisenresistenz der überwiegend weiblichen Kreditnehmer: „Während in den Industrieländern bereits ein festgefahrener Tanker im Suezkanal ausreicht, um Lieferengpässe zu verursachen und Fließbänder zum Stillstand zu bringen, reagieren die Kleinstunternehmer in Entwicklungs- und Schwellenländern deutlich flexibler, indem sie ihr Geschäftsmodell zügig an veränderte Bedingungen anpassen.“
Nicht teurer als Aktienfonds
Die Jahresgebühren der getesteten Fonds liegen zwischen etwa 1,60 und 1,98 Prozent. Das ist überraschend wenig im Vergleich zu vielen Aktienfonds, die ähnlich viel kosten, aber einen deutlich geringeren Verwaltungsaufwand haben.
Mikrofinanzfonds kann man allerdings nicht wie Aktienfonds von einem Tag auf den anderen verkaufen. Schließlich ist der Großteil des Kapitals in Krediten gebunden. Beim GLS AI-Mikrofinanzfonds können Anlegerinnen und Anleger die Anteile nur einmal pro Halbjahr zurückgeben. Beim KCD und dem IIV darf man alle drei Monate verkaufen, beim I-AM monatlich. Der Kauf ist bei allen vier Fonds einmal pro Monat möglich.
Vorbildliche Nachhaltigkeit
Das aus nachhaltiger Sicht wichtigste Argument für Mikrofinanzfonds: Sie haben eine sehr hohe soziale Wirkung. Denn in armen Regionen der Welt kann eine Schneiderin oft schon mit einem kleinen Kredit eine Nähmaschine erwerben und sich selbstständig machen. Herkömmliche Banken vergeben solche Kleinstkredite jedoch meist nicht. Sie befürchten dabei mehr Aufwand als Ertrag.
Vor allem aber leben in Schwellen- und Entwicklungsländern viele Menschen nicht in der Nähe einer Bank. Sie könnten sich vielleicht Geld bei einem lokalen Kredithai leihen, die Zinsen sind dann aber exorbitant hoch. Mikrofinanzen helfen hier. Dabei sind auch die Mikrokredite nicht billig, sie werden oft mit 15 bis 30 Prozent pro Jahr verzinst. Das ist stattlich, liegt aber weit unter den Tarifen lokaler Geldverleiher. Das allgemeine Zinsniveau ist in vielen Ländern des Globalen Südens deutlich höher als bei uns. Die meisten Kreditnehmerinnen können ihre Darlehen ohne größere Probleme zurückzahlen, weil die Renditen ihrer Kleingewerbe höher sind als die Kreditkosten.
Strenge Prüfung der Partnerinstitute
Die vier Fonds wählen ihre Kreditpartner in den jeweiligen Ländern nach strengen Kriterien aus. Die Mikrofinanzinstitute, die das Geld vor Ort an die Endkunden verleihen, müssen nachweisen, dass ihre Zinsen angemessen sind, dass sie ihre Kundinnen und Kunden kompetent betreuen und dass keine kontroversen Geschäfte finanziert werden. Zudem legen die Fonds Wert darauf, dass die Mikrofinanzinstitute außer Krediten weitere Finanzdienstleistungen anbieten, zum Beispiel Sparmöglichkeiten und Versicherungen, etwa gegen Ernteausfälle.
Die BIB etwa überprüft das mit eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern direkt vor Ort. Gibt es schwerwiegende Probleme, wird die Zusammenarbeit mit Mikrofinanzinstituten beendet. Mehrere Fonds vergeben derzeit beispielsweise keine Kredite mehr nach Kambodscha, weil dortige Mikrofinanzbanken offenbar zu viel Geld verliehen haben und die kambodschanischen Haushalte überdurchschnittlich stark verschuldet sind
Alle getesteten Fonds schneiden bei der Nachhaltigkeit gut bis sehr gut ab (siehe Tabelle im Premium-Bereich). Nennenswerte Unterschiede gibt es nur bei der Transparenz: Der IIV Mikrofinanzfonds, der I-AM Vision Microfinance und der GLS AI-Mikrofinanzfonds informieren ausführlich über Nachhaltigkeitskonzepte und Auswahlverfahren. Das GLS-Produkt hat zudem als einziger Fonds einen unabhängigen Anlagebeirat. Beim KCD Mikrofinanzfonds erhalten Anlegerinnen und Anleger etwas weniger Informationen. Dafür hat der Fonds sich finanziell am besten entwickelt.
Ein Fazit des Vergleichstests, die detaillierten ECOreporter-Testdaten und ausführliche PDF-Einzeltests aller vier Mikrofinanzfonds finden Sie im Premium-Bereich.
So funktionieren Mikrofinanzfonds
2015 erhielt Roberto Gómez Morán seinen ersten Mikrokredit – 500 US-Dollar. Damit konnte der Landwirt aus Panama seinen kleinen Bauernhof ausbauen. Als das erste Darlehen zurückgezahlt war, nahm Morán ein zweites auf, später noch weitere. Heute ist der Hof so groß, dass auch Moráns sechs Brüder dort arbeiten, in der Hochsaison zudem die Nachbarn. Morán züchtet Geflügel und baut Mais, Bananen und Straucherbsen an – ohne den Einsatz von Chemikalien.
Wie Morán gelingt es vielen Kleinstunternehmern in ärmeren Weltgegenden, sich mit Mikrokrediten aus der Armut herauszuarbeiten. Das Kapital für diese Kredite sammeln Mikrofinanzfonds in Industrieländern ein. Sie verleihen das Geld an sogenannte Mikrofinanz-Dachorganisationen. Die wiederum vergeben es an Mikrofinanzbanken vor Ort in den Zielländern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Banken bringen das Geld zu den Kundinnen und Kunden und holen bei ihnen Zinsen und Rückzahlungen ab.
Weil ein Mikrofinanzfonds in der Regel mit Dutzenden von Mikrofinanzinstituten zusammenarbeitet, verteilen sich die Risiken. Hin und wieder gerät zwar eine Mikrofinanzbank in Schwierigkeiten, in den letzten Jahren vor allem in Ländern, die besonders stark unter der Corona-Pandemie litten. Insgesamt haben sich die Mikrofinanzfonds jedoch als sehr solide erwiesen, auch wegen der extrem hohen Rückzahlungsmoral der Kreditnehmer. Denn ein Mikrokredit ist für viele arme Menschen die einzige Möglichkeit, sich eine Existenz aufzubauen.
Mikrofinanz-Geldanlage mit Oikocredit
Cuenca in Ecuador leidet unter hoher Arbeitslosigkeit. Hoffnung auf einen Ausweg aus der Misere gibt es hier vor allem durch Menschen wie Carlos Cajas. Er ist Inhaber des Unternehmens Talleres Cajas, das Metallbauteile für große Gebäude herstellt. Als Cajas anfangs Kapital benötigte, wandte er sich an eine ecuadorianische Spar- und Kreditgenossenschaft. Cajas erhielt einen Gründerkredit und kaufte unter anderem Maschinen. Heute arbeiten hier außer ihm zehn Menschen. Die Kreditgenossenschaft hat ein wichtiges Partnerunternehmen: Oikocredit. Diese Genossenschaft gehört zu den Pionieren im Mikrofinanzbereich. Seit 1975 vergibt sie Mittel an Mikrofinanzinstitute, Genossenschaften und kleinere Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern, vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika. Mehr als 80 Prozent der Endkunden sind Frauen.
Oikocredit hat seinen Hauptsitz in Amersfoort in den Niederlanden, die deutsche Geschäftsstelle befindet sich in Frankfurt. Zu den Mitgliedern der Genossenschaft gehören Förderkreise und kirchliche Organisationen. Wer in Oikocredit investieren möchte, kann ab 200 Euro stimmrechtslose Beteiligungsrechte erwerben. Die Genossenschaft schüttete in den letzten Jahren meist Dividenden von 0,5 bis 2 Prozent aus. Ende Juni 2023 besaßen fast 50.000 Menschen Beteiligungsrechte. Mehr als die Hälfte des angelegten Geldes kommt aus Deutschland.
Das Ergebnis der Arbeit von Oikocredit gibt es auch zum Essen und zum Anfassen: Mehrere Hundert Produkte von Partnerunternehmen sind auch hierzulande erhältlich, darunter fair gehandelter Zucker und Kaffee, Kleidung aus Bio-Baumwolle oder Kosmetikprodukte.
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