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51 nachhaltige Anleihen mit bis zu 12 % Zins – welche sind aussichtsreich, welche riskant?
Hohe Kreditzinsen, schwierige Marktbedingungen – für viele Unternehmen sind die Risiken in den letzten zwei Jahren gestiegen. Und damit auch für Anlegerinnen und Anleger, die Anleihen dieser Firmen halten. Aber es gibt auch sehr nachhaltige Papiere, die weiterhin robuste Aussichten haben. ECOreporter hat sich 51 grüne börsennotierte Anleihen von überwiegend kleinen Unternehmen näher angesehen, mit denen etwa Wind- und Solarparks, vegane Lebensmittel, energieeffiziente Immobilien und Bildungsangebote finanziert werden.
Als die Notenbanken weltweit die Leitzinsen stark anhoben, um die Inflation zu senken, gerieten Anleihen unter Druck. Denn sie schütten feste Zinsen aus – ohne Inflationsausgleich –, und vor allem niedrig verzinste ältere Anleihen werden unattraktiver, wenn das allgemeine Zinsniveau spürbar steigt. Nach wie vor bekommen Sie für Tages- und Festgeld auch bei nachhaltigen Anbietern teils ähnlich viel Zinsen wie für alte Anleihen.
Dazu kommt die weiterhin angespannte Wirtschaftslage. Immobilienunternehmen etwa und auch Entwickler von Wind- und Solarparks müssen wegen des Zinsumfelds deutlich höhere Finanzierungskosten stemmen. Das erhöht die Risiken bei ihren Anleihen.
Die wichtigsten globalen Anleiheindizes haben 2022 so stark an Wert verloren wie seit Jahrzehnten nicht mehr: zwischenzeitlich bis zu 20 Prozent. Für den normalerweise wenig schwankungsanfälligen Anleihemarkt ist das sehr viel. Seit 2023 erholen sich die Kurse, allerdings mit teils deutlichen Ausschlägen. Zuletzt ging es vor allem aufwärts, weil die Leitzinsen wieder sinken. Das macht Anleihen für Investoren interessanter. Der große Weltindex Bloomberg Global-Aggregate hat seit Jahresbeginn 3,6 Prozent gewonnen, auf fünf Jahre gesehen notiert er 1,8 Prozent im Plus (Stand 7.10.2024).
Doch auch wenn Anleihekurse sinken, ist das nicht unbedingt ein schlechtes Signal für Anlegerinnen und Anleger. Denn Anleihen sind Darlehen, die Investoren einem Unternehmen oder einem Staat gewähren und, wenn keine schwerwiegenden Probleme auftreten, nach Laufzeitende zum Nominalwert zurückerhalten (der Nominalwert entspricht einem Kurswert von 100 Prozent). Dazu kommen die meist jährlich ausgezahlten Zinsen. Verluste machen Anlegerinnen und Anleger nur, wenn die Darlehensnehmer ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können oder Anleihen vorzeitig zu einem niedrigen Kurs verkauft werden müssen. Deshalb eignen sich Anleihen vor allem für langfristig orientierte Investoren.
Erneuerbare Energien sind ein Zukunftsmarkt. Viele Anbieter von Grünstromanleihen müssen derzeit aber höhere Finanzierungskosten stemmen. Das erhöht das Insolvenzrisiko und drückt auf die Börsenkurse. / Foto: Pixabay
Zins ist nicht gleich Rendite
Bei Anleihen sind Zinsen nicht mit Rendite gleichzusetzen. Denn der Zins einer Anleihe bezieht sich immer auf den Nominalwert. Der reale Kurswert kann höher oder niedriger sein, und dann unterscheidet sich die Rendite der Anlegerinnen und Anleger vom Nominalzins.
Ein Beispiel: Eine Anleihe hat einen Nominalzins von 6 Prozent. Kaufen Sie die Anleihe bei einem Kurswert von 90 Prozent, wirft die Anleihe für Sie fast 6,7 Prozent Rendite pro Jahr ab. Und wenn Sie die Anleihe bis zum Laufzeitende halten, bekommen Sie im Regelfall ihren vollen Nominalwert (100 Prozent) ausgezahlt – macht noch mal ein Plus von 11 Prozent.
Niedrige Anleihekurse eröffnen also Renditechancen. Dem stehen aber auch höhere Risiken gegenüber. Denn Kurse von Anleihen fallen, wenn viele Anlegerinnen und Anleger sie verkaufen, beispielsweise weil sie befürchten, dass ein Unternehmen vor dem Rückzahlungstermin seiner Anleihe insolvent gehen könnte – in Krisenzeiten steigt die Pleitegefahr vor allem für junge, noch nicht profitable Unternehmen, die auf hohe Kredite angewiesen sind. Auch bei Firmen, die alte Anleihen durch neue ablösen müssen, kann es vermehrt zu finanziellen Engpässen kommen, weil sie für die neuen Anleihen deutlich höhere Zinsen zahlen müssen. Marktbeobachter erwarten, dass diese negativen Effekte sich bei vielen Unternehmen erst in den nächsten ein, zwei Jahren zeigen werden. Generell gilt: Anleihen kleinerer und mittelgroßer Unternehmen (sogenannte KMU-Anleihen) sind eher nichts für defensive Anlegerinnen und Anleger.
Wer momentan bei Anleihekursen von unter 90 Prozent (siehe farbige Markierungen in der Tabelle im Premium-Bereich) einsteigen möchte, sollte genau hinsehen, wie das jeweilige Unternehmen wirtschaftlich dasteht. Im Fall einer Pleite droht der Totalverlust des investierten Kapitals. Wie etwa beim insolventen Deutsche Lichtmiete-Konzern aus Oldenburg. Geht Firmen das Geld aus, brechen die Kurse ihrer börsennotierten Anleihen meist auf einen Bruchteil ihres Nominalwertes ein - zu beobachten beispielsweise bei den Insolvenzen des Wärmepumpen-Unternehmens B4H Brennstoffzelle4Home aus dem brandenburgischen Guben, dem Magdeburger Immobilienkonzern AOC I Die Stadtentwickler und dem Frankfurter Wassertechnik-Anbieter blueplanet. Besonders schnell stürzte der Anleihekurs zuletzt bei Solarnative ab: Der Solarwechselrichter-Hersteller aus Kriftel bei Frankfurt brachte seine Anleihe im April dieses Jahres an die Börse und musste bereits im Juni Insolvenz anmelden.
Auch ein Zukunftsthema wie Wärmepumpen ist nicht immer eine gute Geldanlageidee. / Foto: imago images, imageBroker
Die ECOreporter-Redaktion berichtet darüber, wenn ihr bei Anleiheunternehmen Probleme auffallen – im Idealfall, bevor die Kurse in den Keller gehen. Bei der insolventen (und mittlerweile zu großen Teilen verkauften) Green City-Unternehmensgruppe stellte die Redaktion beispielsweise bereits im Juli 2021 die Frage: Müssen sich Anleger Sorgen machen? Von einem Einstieg in die Deutsche Lichtmiete EnergieEffizienzAnleihe 2027 riet ECOreporter im Januar 2021 in einem ECOanlagecheck ab. Auch der Vissolar-Bond von B4H überzeugte die Redaktion im Test aus dem Juli 2023 nicht.
Erhöhte Risiken sieht ECOreporter derzeit generell bei Anleihen von kleinen, oft noch jungen Unternehmen, die ihr Wachstum mit hohen Krediten finanzieren, teils auch finanzieren müssen, weil dies in ihren Branchen kaum anders möglich ist. Dazu gehören beispielsweise Erneuerbare-Energien-Firmen, die zudem noch unter den sinkenden Strommarktpreisen leiden.
Einige der nachhaltigen Anleihen, die unten im Premium-Bereich aufgeführt sind, haben in den letzten Jahren an Wert verloren, andere konnten sogar zulegen. Zahlreiche Papiere notieren derzeit in der Nähe ihres Nominalkurses, was für gewöhnlich auf eine solide Entwicklung der jeweiligen Unternehmen hindeutet. Ein weiterer Grund für die stabilen Kurse sind die Anleihezinsen, die meist höher liegen als bei Staatsanleihen oder Papieren großer Konzerne und selbst in Zeiten erhöhter Inflation noch attraktiv sind. Dafür ist das Risiko natürlich auch größer.
Als solide grüne Investments mit hoher nachhaltiger Wirkung schätzt ECOreporter vor allem die Anleihen von Energiekontor, Enertrag und ABO Wind ein. Wer einsteigt, sollte für den Kauf allerdings ein Preislimit setzen - bei kleinen Anleihen, die nur selten gehandelt werden, kann es zu kurzfristigen Kursanstiegen kommen, wenn eine erhöhte Nachfrage auf ein geringes Angebot trifft.
In der umfangreichen Tabelle im Premium-Bereich finden Sie Angaben zu den aktuellen Kursen der 51 beobachteten Anleihen, zu den Zinskonditionen und Laufzeiten sowie Links zu ausführlichen ECOreporter-Analysen.
Informationen zu den Anleihen großer Konzerne haben wir hier für Sie zusammengestellt.
So kaufen Sie Anleihen
Anlegerinnen und Anleger brauchen ein Depot bei ihrer Bank, um Anleihen zu kaufen, die bereits an der Börse notiert sind. Neue Anleihen können oft direkt beim herausgebenden Unternehmen gezeichnet werden. Der Börsenhandel der von ECOreporter analysierten, relativ kleinen nachhaltigen Anleihen ist allerdings nicht zu vergleichen mit dem Handel beispielsweise einer Aktie eines Großkonzerns: Die ist Sekunden nach der Order verkauft. Bei einer Mittelstandsanleihe kann es durchaus einige Tage, auch mal zwei Wochen bis zum Verkauf dauern. Da heißt es: Geduld haben. Und kaufen Sie mit Limit-Order. Dadurch begrenzen Sie das Risiko, bei zu hohen Kursen einzusteigen.
Anleihen abseits der Börse
Auch einige nicht börsennotierte nachhaltige Anleihen sind nach ihrer Platzierung öffentlich handelbar. Beispielsweise die 3,25%-Anleihe des Ökostromanbieters Naturstrom aus Düsseldorf (ECOreporter-Analyse) und die Anleihen der UmweltProjekt AG, einer auf Immobilien und Grünstromprojekte spezialisierten Tochter der Nürnberger UmweltBank (ECOreporter-Analyse). Diese Anleihen können über die UmweltBank gekauft und veräußert werden. Anlegerinnen und Anleger benötigen dazu allerdings ein Wertpapierdepot bei der Bank.
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