Früh sparen, um im Rentenalter keine finanziellen Sorgen zu haben - mehrere Wege können zu diesem Ziel führen. / Foto: imago images, Westend61

  Fonds / ETF

Fondspolice oder Fondssparplan – was ist sinnvoller?

Ohne private Altersvorsorge kann der Lebensstandard sinken, wenn irgendwann das monatliche Gehalt wegfällt. Fondsgebundene Rentenversicherungen versprechen attraktive Zusatzrenten, es gibt auch zahlreiche nachhaltige Angebote. Bringen sie höhere Renditen als simple Fondssparpläne?

Was genau ist eigentlich eine Fondspolice?

Fondssparpläne sind leicht zu verstehen und noch leichter abzuschließen: Wertpapierdepot eröffnen, Fonds oder ETFs für einen Sparplan auswählen, die Höhe der regelmäßigen Sparrate festlegen – fertig! Teure Vermittler und Berater braucht es keine, komplizierte Verträge auch nicht.

Fondspolicen sind private Rentenversicherungen, die in Fonds statt in Finanzprodukte mit festen Zinsen investieren. Daher werden sie auch fondsgebundene Rentenversicherungen genannt. Mit der gesetzlichen Rentenversicherung haben sie ebenso wenig etwas zu tun wie mit Riester-Rente und Rürup-Rente (Basisrente). Nach der Ansparphase können Anlegerinnen und Anleger wählen: Entweder sie lassen sich das angesammelte Kapital auf einen Schlag auszahlen, oder sie erhalten bis an ihr Lebensende eine monatliche Rente.

Fondspolicen werden meist von Lebensversicherern angeboten. Die Renditeaussichten sind besser als bei klassischen Rentenversicherungen, weil sie in Aktien-, Anleihen- und Mischfonds anlegen, die langfristig mehr Ertrag bringen als etwa Staatsanleihen.

Den höheren Chancen stehen allerdings – wie immer, wenn es um Geld geht – höhere Risiken gegenüber. Denn der Begriff „Versicherung“ ist hier irreführend: Anders als bei klassischen Rentenversicherungen haben Kundinnen und Kunden keine Garantie, dass sie mindestens das investierte Geld wieder zurückerhalten. Fonds können an Wert verlieren – dann sind zu Rentenbeginn (Ende der Vertragslaufzeit, nicht zu verwechseln mit dem Beginn der gesetzlichen Rentenbezüge) die Auszahlungen vielleicht niedriger als erhofft. Fondspolicen eignen sich also nicht für Menschen, die im Alter eine zusätzliche Rente in gesicherter Höhe bekommen möchten.

In Deutschland gibt es über 60 Anbieter von fondsgebundenen Rentenversicherungen. Sie haben mehr oder weniger große Paletten von Fonds und ETFs, aus denen sich Kundinnen und Kunden die gewünschten Produkte aussuchen können. Bei ungefähr einem Fünftel der Anbieter ist es mittlerweile auch möglich, ausschließlich nachhaltige Fonds auszuwählen.

In der Spitze mehr als 3 Prozent Kosten

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Fondspolicen sind in der Regel teuer. Zusätzlich zu den Jahreskosten der Fonds oder ETFs, die auch beim direkten Kauf über Sparpläne anfallen, berechnen die Versicherungsunternehmen Tarifkosten (Verwaltungs- und Vertriebsgebühren plus Gewinnaufschläge), die nach Recherchen der Zeitschrift „Finanztest“ zwischen 0,38 Prozent und 1,43 Prozent pro Jahr ausmachen. Die Gesamtkosten der Policen liegen daher oft deutlich über 2 Prozent, teilweise auch bei 3 Prozent und mehr. Zum Vergleich: ETF-Sparpläne kosten manchmal nur 0,3 Prozent. Die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa hat in den letzten Jahren mehrfach kritisiert, dass Fondspolicen im Schnitt zu teuer seien.

Etwas günstiger sind sogenannte Nettotarife, bei denen geringere Tarifkosten anfallen. Meist werden sie von Honorarberatern angeboten, die dafür eine einmalige Beratungsgebühr erhalten. Einige Versicherer senken die Gesamtkosten, indem sie privaten Anlegerinnen und Anlegern die preiswerteren Fonds- und ETF-Tranchen verkaufen, die sonst institutionellen Investoren vorbehalten sind. Zudem geben manche Anbieter Rückvergütungen der Fondshäuser an ihre Kundinnen und Kunden weiter. Solche Verrechnungen von Überschüssen werden aber nicht garantiert.

In den allermeisten Fällen sind Fondspolicen um einiges teurer als Fondssparpläne, für die oft weder Depotgebühren noch Ausführungskosten fällig werden. Die Kostenunterschiede zwischen Sparplänen und Policen können auf lange Sicht mehrere 10.000 Euro ausmachen.

Wann lohnt sich was?

Wegen der viel geringeren Kosten sind Fondssparpläne in der Regel die lukrativere Option. Und die flexiblere, denn die Höhe der Sparplanraten lässt sich problemlos verändern, und Fondssparpläne können jederzeit ohne Nachteile gekündigt werden. Bei Fondspolicen muss hingegen der Anbieter für jede Veränderung oder Aussetzung der Sparrate den Versicherungsvertrag anpassen, und bei vorzeitiger Kündigung machen Anlegerinnen und Anleger Verlust, weil ein beträchtlicher Teil der Kosten in den ersten fünf Jahren anfällt und so berechnet ist, dass damit Aufwendungen bis zum Rentenbeginn abgedeckt sind. Nach Angaben der deutschen Finanzaufsicht BaFin wird aber nur die Hälfte der Verträge länger als 18 Jahre durchgehalten. 2022 sank das verwaltete Vermögen der deutschen Policen-Anbieter laut einer Studie des Magazins „Fonds professionell“ von 175 auf 153 Milliarden Euro.

Einmalzahlung rentiert sich meist nicht


Bei Fondspolicen und Fondssparplänen steigt das Vermögen für gewöhnlich mit der Zeit - aber oft unterschiedlich stark. / Foto: Pixabay

Auch wenn das Kapital nach der Ansparphase in einer Summe ausbezahlt wird, lohnen sich Fondspolicen für gewöhnlich nicht – trotz steuerlicher Vergünstigungen: Dividenden und Zinsen müssen während der Ansparphase nicht versteuert werden, Kurszuwächse ebenfalls nicht, auch nicht bei Fondswechseln.

Bei der Auszahlung gibt es einen Freibetrag von 15 Prozent der Gewinne, und die übrigen 85 Prozent sind nur mit der Hälfte des persönlichen Steuersatzes zu versteuern. Voraussetzung: Der Vertrag lief mindestens zwölf Jahre, und der Vertragsnehmer ist bei Rentenbeginn älter als 62 Jahre (vor 2005 abgeschlossene Verträge sind generell nach zwölf Jahren steuerfrei).

Allerdings reichen diese Vorteile nur selten aus, um die höheren Kosten der Fondspolicen auszugleichen. Fondssparpläne bringen meist bessere Renditen, obwohl bei ihnen 26,375 Prozent Kapitalertragssteuer plus eventuell Kirchensteuer auf Anteilsverkäufe und laufende Erträge zu zahlen ist (bei Aktienfonds bleiben 30 Prozent der Gewinne steuerfrei).

Wichtig ist der tatsächliche Rentenfaktor

Sinn macht eine Fondspolice nur, wenn die Ansparphase mindestens 20, besser 30 Jahre dauert (Steuervorteile!) und das Kapital danach als monatliche Rente ausgezahlt wird. Denn beim Übergang in die Rentenphase fallen keine Steuern auf die Gewinne an, und von den monatlichen Auszahlungen ist lediglich der sogenannte Ertragsanteil zu versteuern. Dieser bemisst sich nach dem Alter beim Renteneintritt und liegt beispielsweise bei einem Rentenbeginn mit 67 Jahren bei 17 Prozent.

Maßgeblich für die Höhe der monatlichen Rente ist der Rentenfaktor. Er gibt an, wie viel der Versicherungsnehmer monatlich je 10.000 Euro Guthaben ausgezahlt bekommt. Ein Beispiel: Ein Rentenfaktor von 25 bedeutet bei einem angesparten Guthaben von 150.000 Euro eine monatliche Rente von 375 Euro (25 mal 15). Die von Anbietern garantierten Rentenfaktoren bei Neuverträgen liegen derzeit laut „Finanztest“ zwischen etwa 18 Euro und 26,50 Euro. Teils lassen sie sich etwas erhöhen, wenn auf Todesfallleistungen für Hinterbliebene verzichtet wird.

Attraktiv sind die garantierten Rentenfaktoren nicht: Selbst bei den derzeit besten Konditionen muss jemand, dem ab 67 eine Rente überwiesen wird, fast 100 Jahre alt werden, um das komplette angesparte Kapital ausgezahlt zu bekommen. Die Versicherer weisen allerdings darauf hin, dass sie zu Rentenbeginn nicht den vertraglich garantierten Rentenfaktor für ihre Berechnungen heranziehen, sondern den dann aktuellen, höheren Rentenfaktor, der sich an vergleichbaren Sofortrenten orientiert.

Doch selbst mit einem guten Rentenfaktor schneiden Fondspolicen nur dann besser ab als Fondssparpläne, wenn ihre Kosten niedrig sind. Als günstig bewertete „Finanztest“ im Sommer 2023 lediglich Policen der Anbieter Europa, Hannoversche und CosmosDirekt – ihre Gebühren liegen bei 0,38 bis 0,47 Prozent zuzüglich Fondskosten. Bei den Nettotarifen bewegen sich die besten Angebote zwischen 0,33 und 0,35 Prozent, allerdings kommen hier neben den Fondskosten noch einmalige Beratungshonorare hinzu.

Und wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?

Viele Versicherer haben mittlerweile auch nachhaltige Fonds und ETFs im Angebot. Sehr nachhaltige Produkte sind aber nicht immer dabei. Der günstige Online-Anbieter Europa etwa führt nur hellgrüne ETFs. Bei der Hannoverschen gibt es immerhin die anspruchsvollen, aktiv gemanagten Fonds Ökoworld Ökovision Classic, terrAssisi Aktien und JSS Sustainable Equity - Global Thematic. Die beiden erstgenannten Fonds bietet auch die Continentale an.

Mehr kerngrüne Fonds finden sich bei Concordia oeko (u.a. GLS Bank Aktienfonds, GLS Bank Klimafonds, Bantleon Global Challenges Indexfonds, B.A.U.M. Fair Future Fonds). Und LV 1871 hat mit der „Klimarente“ sogar ein Produkt aufgelegt, das ausschließlich in die fünf Fonds von Ökoworld investiert.

Fazit

Wer im Alter eine Zusatzrente in garantierter Höhe beziehen möchte, sollte eine klassische Rentenversicherung abschließen. Sowohl bei Fondspolicen als auch bei Sparplänen gibt es keine Garantie, dass das eingezahlte Geld in voller Höhe erhalten bleibt – das hängt von der Wertentwicklung der Fonds und ETFs ab.

Falls Sie dieses Risiko in Kauf nehmen möchten: Mit Fondssparplänen fahren Sie meist besser als mit Fondspolicen, denn Sparpläne sind günstiger und flexibler. Fondspolicen können sich nur bei langen Ansparphasen, niedrigen Gebühren sowie einer Auszahlung als Rente lohnen. Und ganz wichtig: Sie müssen den Versicherungsvertrag bis zum Ende durchhalten. Sonst drohen empfindliche Verluste.

Fondspolice vs. Fondssparplan – die Übersicht:

Fondspolice

Vorteile:

  • Keine Steuern in der Ansparphase
  • Geringe Steuerlast bei monatlicher Rentenzahlung

Nachteile:

  • Hohe Kosten
  • Unflexibel
  • Verluste bei vorzeitiger Kündigung
  • Begrenzte Auswahl an grünen Fonds/ETFs


Fondssparplan

Vorteile:

  • Meist höhere Renditen
  • Geringe Kosten
  • Flexibel

Nachteile:

  • Besteuerung von Erträgen und Veräußerungsgewinnen
  • Bei Rentenwunsch muss zusätzlich etwa eine Sofortrente abgeschlossen werden

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