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Schon 140 nachhaltige ETFs im Test: Die Grünsten und die finanziell Erfolgreichsten
Schon 140 nachhaltige ETFs hat ECOreporter für Sie getestet – eine komplette Übersicht finden Sie hier. Meist fiel das Ergebnis bei den vorgeblich grünen ETFs ernüchternd aus. Mittlerweile finden sich jedoch auch Kandidaten, die anspruchsvolleren Anlegerinnen und Anlegern gefallen könnten. Ein Überblick.
Eine Liste mit allen bislang von ECOreporter getesteten ETFs finden Sie unter diesem Artikel oder wenn Sie auf diesen Link klicken.
ETFs gehören schon seit Jahren zu den beliebtesten Finanzprodukten. Viele Medien überschlagen sich regelrecht in Lobhudeleien für diese Produkte. Wie sie generell funktionieren und warum sie kostengünstig sein können, erläutert der Text im Kasten rechts.
Weil Nachhaltigkeit im Trend liegt, setzt die Finanzbranche nun vor allem auf nachhaltige ETFs. Wöchentlich starten neue Produkte. Die nennen sich dann „ESG Screened“ („ESG-geprüft“), „ESG Enhanced“ („ESG-verbessert“), „ESG Leaders“ („ESG-Vorreiter“) oder auch einfach nur „ESG-ETF“. Auch Floskeln wie „Low Carbon“ („kohlenstoffarm“) oder „Ex Fossil Fuels“ („ohne fossile Brennstoffe“) sind verbreitet, genauso der Hinweis auf „Socially Responsible Investment“ (etwa „nachhaltiges Investment“), oft SRI abgekürzt.
Atomwaffen und "Big Oil"
Das Marketing-Sprech ist in vielen Fällen aber schlicht irreführend: So bedeutet „Ex Fossil Fuels“ („ohne fossile Brennstoffe“) nicht etwa, dass es im ETF keine Aktien von Firmen gibt, die auf fossile Energie setzen. Aber wer sollte das auch prüfen? Klarheit schafft schließlich erst der Blick in alle Aktien. Eine Strafarbeit bei manchmal mehr als 1.000 Werten. Keine Aufgabe für Privatleute. Aber für ECOreporter.
Wie schmutzig sind einige der angeblich nachhaltigen ETFs tatsächlich? Beispiel Nuklearwaffen: Produzenten dieser Massenvernichtungswaffen sind beispielsweise die Konzerne Airbus (französisch-niederländisch), Thales und Safran (beide aus Frankreich). Das belegen Recherchen der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ican) und der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (ehemals Vigeo Eiris).
Aktien aller drei Firmen finden sich aber in einem nachhaltigen ETF, dem L&G Europe ex UK Equity ETF. L&G steht für Legal & General, das ist der Anbieter dieses ETFs. Es ist ein Finanzunternehmen aus Großbritannien, eins der großen. L&G wirbt für den ETF damit, er fördere „eine Reihe von ökologischen und sozialen Merkmalen“. Wie Massenvernichtungswaffen damit übereinstimmen? Das begründet L&G nicht.
Der iShares J.P. Morgan ESG $ EM Bond ETF setzt nicht auf Aktien, sondern auf Anleihen aus Schwellenländern. Die staatlichen oder quasi-staatlichen Anbieter müssen dabei eine Mindestbewertung für ihre Nachhaltigkeit vorweisen. Wie der ETF Nachhaltigkeit definiert, bleibt angesichts seines Portfolios allerdings ein Rätsel: Wer diesen ETF kauft, investiert etwa in Anleihen von Katar, Saudi-Arabien oder China, Staaten also, die in großem Stil fossile Brennstoffe fördern und Menschenrechte verletzen.
„Big Oil” nennt man die größten Ölfirmen dieser Welt. Sie fördern Erdöl, manche transportieren oder verarbeiten es auch, beispielsweise zu Heizöl oder Benzin. Klimaschädlich ist das alles in höchstem Maß. ExxonMobil, Chevron und ConocoPhillips gehören zu Big Oil. In die Aktien aller drei Firmen investiert ein ETF namens SPDR S&P 500 ESG Screened. Das ist ein Produkt des riesigen US-Vermögensverwalters State Street Corporation.
Der ETF soll eine angeblich nachhaltige Version des Aktienindex S&P 500 nachbilden. Dieser Index enthält die 500 größten US-Konzerne. Dass der Anbieter für seinen ETF aus den 500 die – irgendwie – nachhaltigen auswählt, kann man der Abkürzung „ESG“ entnehmen. Das Kürzel wird in der Finanzbranche mittlerweile inflationär verwendet, seit Marketingleute glauben, Finanzprodukte würden sich wie von selbst verkaufen, wenn man sie nachhaltig nennt.
ECOreporter hat sich die einzelnen Unternehmen des ETFs angeschaut, die „ESG“ sein sollen. Gefunden hat die Redaktion nicht nur das oben genannte Big Oil-Trio, sondern unter anderem auch einen Atomkraftwerksbetreiber, mehrere Glücksspielkonzerne und einige Firmen, die gentechnisch verändertes Saatgut vertreiben.
ETFs – eine kleine Einführung
ETF steht für Exchange-Traded-Fund, auf deutsch: börsengehandelter Fonds. ETFs kauft man also einfach an der Börse, und zwar ohne den bei den meisten Fonds üblichen Ausgabeaufschlag. ETFs investieren in der Regel in einen Aktienindex, beispielsweise in den DAX, den Dow Jones oder einen der mittlerweile tausenden anderen Indizes. Ändert sich der Aktienindex, wechselt computergesteuert die ETF-Zusammensetzung. Also automatisch, ohne Fondsmanager. Das ist billiger. Daher sind ETFs bei der Jahresgebühr meist deutlich günstiger als Fonds.
ETFs sind aber wie normale Fonds auch "Sondervermögen“. Selbst wenn die Investmentgesellschaft pleitegeht, das Geld der Fondsanlegerinnen und -anleger ist geschützt. Allerdings nicht vor Kursverlusten – die können vorkommen. Doch es wird so gut wie nie vorkommen, dass sämtliche Aktien eines ETF wertlos werden.
Echte Aktien oder Luftnummer?
Anlegerinnen und Anleger sollten darauf achten, dass sie in ETFs investieren, die ihren Index wirklich nachbilden und dessen Aktien kaufen. Das nennt sich „physische Replikation“. Es gibt viele andere sogenannte „synthetische“ ETFs, die den Anlegerinnen und Anlegern nur die Wertentwicklung eines Index bieten, aber die Aktien nicht erwerben. Luftnummern also. ECOreporter-Meinung zu dieser Unterart: Finger weg.
ETFs und Indexfonds: ein feiner Unterschied
ETFs werden oft auch als Indexfonds bezeichnet. Ganz gleich sind die beiden Produktarten aber nicht. Denn ETFs kann man zu den Börsenhandelszeiten kaufen und verkaufen, Indexfonds werden gar nicht oder nur eingeschränkt an einer bestimmten Börse gehandelt. Wie bei aktiven Anlagefonds kauft oder verkauft man sie ansonsten einmal täglich über den Fondsanbieter – zum sogenannten Nettoinventarwert, also zum Schlusskurs aller Aktien. Positiv: Indexfonds enthalten immer die Aktien selbst, das ist die oben genannte „physische Replikation“.
Selbst ETFs, hinter deren Namen man grünes Investment vermuten würde, entpuppen sich beim Blick hinter die Marketingslogans als Klimaschädlinge. Drei Beispiele: der Amundi New Energy des französischen Anbieters Amundi, der iShares Global Clean Energy, ein ETF einer Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA und der Invesco S&P World Energy ESG des US-Vermögensverwalters Invesco. Drei ETFs also, die „neue“ und „saubere“ Energie im Namen tragen, dabei aber auch fossile Rohstoffe und Atomkraft setzen.
Die ECOreporter-Redaktion entdeckte in den ETFs von Amundi und BlackRock beispielsweise Aktien der Energieversorger Iberdrola (Spanien) und NextEra Energy (USA). Beide sind in ihren Ländern große Anbieter für Erneuerbare Energie. Nur: Sie betreiben auch Atomkraftwerke. Der Invesco-ETF investiert gar nicht in grüne Energie sondern in großem Stil in Öl-und Gasförderung – verlangt dabei aber natürlich eine Nachhaltigkeitsnote.
Der iShares Global Clean Energy war beim ersten ECOreporter-Test 2020 mit einer Nachhaltigkeitsnote von 2,3 noch der zweitbeste ETF überhaupt. Dann stockte iShares den Aktienkorb auf, von 30 auf 83 Unternehmen. Und unter den 53 neuen Firmen erzeugen immerhin 22 Strom auch aus Kohle oder Uran. Bei der Nachhaltigkeit kommt der ETF nun auf ein glattes „Mangelhaft“. Neue, saubere Energie? Eher alt und strahlend.
Geiz ist geil?
Wie können so viele klimaschädliche, nicht nachhaltige Aktien in ETFs versammelt sein, die sich nachhaltig nennen? Das liegt auch an dem System, mit dem die Indexanbieter ihre Aktienauswahl treffen. In der Regel funktioniert es so: Die Anbieter nehmen einen ganz konventionellen Börsenindex mit vielen Aktien. Dann filtern sie nach bestimmten Kriterien aus diesen oft tausenden von Aktien die nachhaltigsten 25 oder 50 Prozent jeder Branche heraus. Oder auch mal 80 Prozent. "Best-in-Class“ nennt sich das. Das ergibt dann den nachhaltigen Index, und der ist die Grundlage des ETF.
Damit landen dann also auch Aktien aus Branchen, die überhaupt nicht nachhaltig sind (Öl, Kohle, Atomenergie, Rüstung), im grünen Index. Mit der Begründung, dass es immerhin die am wenigsten schädlichen einer nicht nachhaltigen Branche seien. Ob das die Welt nachhaltiger macht, darf bezweifelt werden.
Braunkohlebagger statt Hambacher Forst: Fossile Energie findet sich in vielen angeblich nachhaltigen ETFs. / Foto: Pixabay
Zwar arbeiten auch viele nachhaltige Fonds nach dem Best-in-Class-Prinzip. Sie haben allerdings in aller Regel noch einen Beirat, der auf die Aktienauswahl schaut. Nachhaltigkeitsbeiräte und andere Gremien kosten jedoch Geld, und hier geizen die ETFs. Es geht ja um ihren Ruf, günstige Gebühren zu verlangen. Etliche nachhaltige Fonds treten zudem in Dialog mit Unternehmen und drängen auf mehr Nachhaltigkeit. Oder sie veröffentlichen es, wenn sie Aktien verkaufen, weil diese Nachhaltigkeitsvorgaben nicht erfüllen. Das schafft Öffentlichkeit und setzt Firmen unter Druck. All das fehlt bei nachhaltigen ETFs häufig.
ETFs sind in der Finanzbranche und auch bei vielen Anlegerinnen und Anlegern vor allem wegen ihrer niedrigen Kosten beliebt (siehe Kasten). Verbraucherschützer und Finanzportale empfehlen ETFs als Altersvorsorge. Besonders stark ist in den letzten Jahren die Nachfrage nach nachhaltigen ETFs gestiegen: Mittlerweile stecken Hunderte Milliarden Euro in diesen Produkten.
Als kostengünstiger Weg zu besseren ETFs müssen daher strenge Ausschlusskriterien im Fokus stehen – doch hier lassen viele ETFs Schlupflöcher. Einige jüngere ETFs neuer Anbieter machen es allerdings besser (siehe Premium-Bereich). Mehr dazu erfahren Sie im ECOreporter-Dossier Viele Schlupflöcher: ETFs und ihr Problem mit Ausschlusskriterien.
Mit der Nachfrage steigt auch das Angebot: Jede Woche starten neue ETFs, die mit dem Etikett „nachhaltig“ beworben werden. Um die Kosten niedrig zu halten, wird meist an dem gespart, was gute aktiv gemanagte Nachhaltigkeitsfonds auszeichnet: Nachhaltigkeitsgremien, intensive Dialoge mit Unternehmen, anschauliche Informationen zum Auswahlverfahren. Wie wirklich nachhaltige Fonds beim Ausschluss vorgehen, lesen Sie in unserer Analyse Keine faulen Kompromisse: Die Ausschlusskriterien der besten nachhaltigen Fonds.
Neue ETFs machen Hoffnung
ECOreporter testet laufend nachhaltige ETFs. Wertentwicklung, Kosten, Transparenz, die Nachhaltigkeit der Unternehmen im ETF – all das bewertet die Redaktion. Am Ende stehen Noten. Und an denen können Sie sofort erkennen, ob ein ETF tiefgrün, hellgrün oder doch eher so schwarz wie Kohle und Öl ist.
Details dazu, wie ECOreporter benotet, erfahren Sie hier. Unten im Premium-Bereich finden Sie eine Liste mit allen ECOreporter-ETF-Tests, lesen eine Zusammenfassung, welche ETFs bislang am besten abgeschnitten haben, und können diese per Tabelle vergleichen.
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