Gibt es im Wasserstoff-Sektor abseits etablierter Konzerne wie Linde lohnende Investments? / Foto: imago images, Anrulf Hettrich

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien

Von Bloom Energy bis Linde: Diese Wasserstoff-Aktien sind aktuell spannend

Die große Euphorie um Wasserstoff scheint vorerst vorbei: Für die meisten Wasserstoff-Aktien geht es seit drei Jahren abwärts. Aber: Es gibt Ausnahmen, aufstrebende Firmen, die weiter wachsen oder sogar schon schwarze Zahlen schreiben. ECOreporter hat sich angeschaut, wie es um die Branche steht, welche Aktien derzeit Chancen bieten können und um welche Papiere Anlegerinnen und Anleger besser einen großen Bogen machen sollten.

Umweltfreundlich hergestellter Wasserstoff hat enormes Potenzial, wenn es darum geht, Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten. Emissionsarmes Stahlkochen ist damit ebenso möglich wie die Herstellung von Düngemittel oder die Dekarbonisierung im Verkehr. Zwar weniger für PKW, aber im Schwerlasttransport für LKW, Züge, Schiffe und Flugzeuge. Die EU hat mittlerweile sogar definiert, wann sich Wasserstoff grün nennen darf – leider mit Vorteilen für Länder, die viel Atomstrom erzeugen.

Die politischen Wasserstoffziele sind engagiert, die entsprechenden Budgets groß: Die europäische Industrie möchte bis 2050 bis zu 24 Prozent des Gesamtenergiebedarfs in der EU mit Wasserstoff decken. In Deutschland startete im Oktober der Bau des sogenannten Wasserstoff-Kernnetzes. Bei Fertigstellung 2032 soll es über eine Länge von rund 9.000 Kilometern etwa künftige Speicher, Einspeisepunkte an der Küste und mit Wasserstoff betriebene Kraftwerke miteinander verbinden. In das Projekt werden mindestens 19 Milliarden Euro investiert, der erste Wasserstoff soll schon im kommenden Jahr an Kunden fließen.

Unklar ist die Situation in den USA. Zwar haben auch die Vereinigten Staaten Wasserstoff in den letzten vier Jahren mit hohen Summen gefördert, wie es unter einem Präsidenten Donald Trump weitergeht, ist aber offen. Für einige Firmen ist das bereits ein Problem, wie Sie unten im Premium-Bereich lesen können.

Kurse haben gelitten

Noch ist Wasserstoff überwiegend nicht nachhaltig (siehe Kasten), die Herstellung ist teuer, und die Infrastruktur für die Industrie muss noch gebaut werden. Investments in Wasserstoffunternehmen sind daher eher eine Wette. Allerdings beginnt nach Ansicht von Experten aktuell eine Konsolidierung der Branche. Mittelfristig dürfte sich zeigen, welche Firmen sich am Markt tatsächlich durchsetzen, profitabel arbeiten und eine Nachfrage im industriellen Maßstab befriedigen können.

Die Unternehmen in unserer Übersicht sind überwiegend sogenannte "Pure Player", also ganz auf das Wasserstoffgeschäft ausgerichtete Firmen. Eine Ausnahme bilden Konzerne, die zwar auch, aber nicht nur auf Wasserstoff setzen – wenn die Nachhaltigkeit stimmt, hat die Redaktion sie hier ebenfalls aufgenommen. Bei folgenden Wasserstoffunternehmen hat ECOreporter geprüft, ob sie derzeit Kandidaten für einen Einstieg sind:

  • Air Liquide
  • Ballard Power
  • Bloom Energy
  • Enapter
  • FuelCell Energy
  • ITM Power
  • Linde
  • Nel
  • Nikola
  • PowerCell
  • Plug Power
  • SFC Energy
  • Thyssenkrupp Nucera

So wird Wasserstoff hergestellt

Wasserstoff ist ein Energieträger, der Energie speichern und transportieren kann. Als Sekundärenergie muss er aber zuerst unter Verwendung von Primärenergie hergestellt werden. Umweltfreundlicher oder "grüner" Wasserstoff entsteht nur dann, wenn dazu Erneuerbare Energie genutzt wird.

Der größte Teil des heutzutage hergestellten Wasserstoffs wird von der chemischen Industrie zur sofortigen Verwendung im sogenannten Reformierungsverfahren hergestellt. Dabei wird fossilen Energieträgern, die aus Kohlen-Wasserstoff-Ketten bestehen, der Wasserstoff entzogen. Als Nebenprodukte entstehen unter anderem Kohlenmonoxid, Stickoxide und Schwefeldioxid. Nachhaltigkeit sucht man hier vergebens.

Anders bei der Wasser-Elektrolyse: Hier wird Wasser in die Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) zerlegt. Dafür braucht man Strom – und der kann aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden.

Speichern und transportieren lässt sich Wasserstoff relativ leicht, etwa zusammengepresst oder in flüssiger Form. Druckspeicher gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, von zehn Liter fassenden Gasflaschen bis hin zu Großspeichern mit 100.000 Kubikmetern. Langfristig soll das bestehende Erdgasnetz zur Speicherung genutzt werden.


In einer Brennstoffzelle wird im Wasserstoff gespeicherte chemische Energie als elektrische Energie freigegeben.

Längst können Anlegerinnen und Anleger auch über Fonds und ETFs in Wasserstoff anlegen, etwa über den im Dezember 2020 gestarteten GG Wasserstoff-Fonds. ECOreporter hat ihn hier getestet. Den Wasserstoff-ETF L&G Hydrogen Economy hat die Redaktion hier unter die Lupe genommen. Die Kurse beider Produkte haben in den letzten drei Jahren zusammen mit den Aktien im gesamten Wasserstoffsektor deutlich gelitten.

Wachstumswerte, zu denen Wasserstoff-Aktien gehören, haben es in turbulenten Zeiten ohnehin schwer, weil sie schwieriger und zu schlechteren Konditionen an Kredite kommen – gerade Profi-Investoren suchen in unruhigen Börsenphasen oft etablierte und vermeintlich sicherere Werte. Die Folge: Manche Aktien haben seit dem Höhepunkt der Wasserstoffbegeisterung 2021 mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.

Anlegerinnen und Anleger denken oft, sie könnten bei einer Technologie, die so kurz vor dem Durchbruch zu stehen scheint, nur einen Fehler machen: nicht auf den Zug aufzuspringen. In der Vergangenheit hat sich aber häufig gezeigt, dass es gerade bei Zukunftstechnologien auf die Auswahl der richtigen Papiere ankommt. Seriös lässt sich beim Wasserstoffmarkt, der gerade erst entsteht, noch nicht prognostizieren, welche Unternehmen letztlich zu den Gewinnern zählen werden.

Details zur Einschätzung der Wasserstoffaktien und ihrer Kursentwicklung finden Sie nachfolgend in unserem Premium-Bereich.

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