Energiekontor baut, verkauft und betreibt Wind- und Solarparks. Das Unternehmen finanziert sich u.a. durch Anleihen. / Foto: Energiekontor

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Unabhängige Analyse: Unternehmensanleihe 2024 der Energiekontor AG

Die Energiekontor AG entwickelt, errichtet und betreibt Windkraft- und Solaranlagen. Die aktuelle Pipeline des Unternehmens umfasst in fünf Ländern Projekte mit einer Gesamtleistung von rund 12,0 Gigawatt. Einen Teil des für die Umsetzung der Projekte erforderlichen Kapitals soll die Unternehmensanleihe 2024 beisteuern. Die Anleihe der Energiekontor AG bietet einen Zinssatz von 5,25 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Anlegerinnen und Anleger können die Anleihe ab 3.000 Euro zeichnen. ECOreporter analysiert das nachhaltige Investment.

Die 1990 gegründete Energiekontor-Gruppe mit Hauptsitz in Bremen hat bislang 151 Windparks mit einer Gesamtnennleistung von mehr als 1,3 Gigawatt (GW) und 15 Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit zusammen rund 113 Megawattpeak (MWp) Leistung projektiert und errichtet (Stand: 30.6.2024). Für zahlreiche neue Projekte mit zusammen über 1,0 GW Leistung liegen bereits die Baugenehmigungen vor. Im Bau befinden sich unter anderem vier Solar- und Windparks in Deutschland, die den Eigenbestand von Energiekontor deutlich erweitern sollen.

Bei der Unternehmensanleihe 2024 der Emittentin Energiekontor AG handelt es sich um Inhaber-Teilschuldverschreibungen. Das Emissionsvolumen der Anleihe beträgt 20 Millionen Euro. Die Emittentin kann die Schuldverschreibungen insgesamt oder anteilig mit einer Frist von zwei Monaten zum Ende eines Monats ordentlich kündigen, erstmalig zum 31. Januar 2027. Einen Börsenhandel der Anleihe plant Energiekontor nicht. Der außerbörsliche Handel ist jederzeit zulässig.

Unternehmensprofil Energiekontor

Die Energiekontor AG ist innerhalb der Energiekontor-Unternehmensgruppe die Muttergesellschaft. Vorstandsmitglieder der Emittentin sind Peter Szabo (Vorsitzender), Günter Eschen und Carsten Schwarz. Die beiden Gründer von Energiekontor, Günter Lammers und Dr. Bodo Wilkens, bilden zusammen mit Darius Oliver Kianzad den Aufsichtsrat des Unternehmens. Lammers und Wilkens halten jeweils etwas über 25 Prozent der Aktien der börsennotierten Energiekontor AG.

Hauptgeschäftstätigkeit der Energiekontor AG ist die Planung, Entwicklung, Errichtung, Veräußerung und der Betrieb von Windparks und seit 2010 – in voraussichtlich weiter zunehmendem Umfang – auch von Solarparks. Mittlerweile entfallen ein Drittel der Gesamtnennleistung der Projektpipeline auf den Solarbereich.


Der Vorstand der Energiekontor AG: v.l. Peter Szabo (Vorsitzender), Günter Eschen und Carsten Schwarz

Die Energiekontor AG hält mittelbar über Beteiligungen an Betreibergesellschaften 37 Windparks in Deutschland (270,7 MW), Großbritannien (60,1 MW) und Portugal (38,0 MW) und einen Solarpark in Deutschland (14,7 MW) mit einer Nennleistung von zusammen ca. 384 MW im Eigenbestand. Das Eigenparkportfolio soll hauptsächlich durch die Übernahme selbst entwickelter Projekte weiter ausgebaut werden. Nachdem in den vergangenen rund zwei Jahren kein Ausbau erfolgte, befinden sich gemäß den Angaben im Halbjahresbericht 2024 der Emittentin momentan vier Projekte mit mehr als 100 MW für das Eigenparkportfolio von Energiekontor im Bau. Dabei handelt es sich um Solarparks in Brandenburg (60,0 MWp) und Bayern (11,6 MWp) und Windpark-Repowering-Projekte in Niedersachsen (16,7 MW) und Nordrhein-Westfalen (18,0 MW).

Das Gesamtinvestitionsvolumen für Wind-/Solarprojekte, die im laufenden Geschäftsjahr 2024 geplant und teilweise schon umgesetzt sind, beträgt laut Prospekt insgesamt rund 408 Millionen Euro. Damit wird dieses Investitionsvolumen hauptsächlich nicht durch die Anleihe (20 Millionen Euro Volumen) finanziert. Für die Projekte werden laut Prospekt in der Regel ca. 30 Prozent Eigenkapital und ca. 70 Prozent Fremdkapital (hauptsächlich von Banken) eingesetzt.

Die Fremdfinanzierungen für die jeweiligen Solar- oder Windparks erfolgen in der Regel auf Ebene der jeweiligen Tochtergesellschaften der Energiekontor AG. Daher ist die Eigenkapitalquote der Energiekontor AG laut Abschluss (HGB) zum 31.12.2023 mit rund 53 Prozent höher als die Eigenkapitalquote des Konzerns der Energiekontor AG.


Ein Drittel der Projektpipeline von Energiekontor entfällt auf Solarparks. / Foto: Energiekontor

Bei einer laut Konzernabschluss (IFRS) gestiegenen Bilanzsumme von rund 722 Millionen Euro (2022: rund 634 Millionen Euro) hat sich die Eigenkapitalquote des Konzerns zum 31.12.2023 auf rund 25,7 Prozent erhöht (2022: 19,5 Prozent, 2021: 14,6 Prozent). Im Geschäftsjahr 2023 konnte der Energiekontor-Konzern einen Umsatz von rund 242 Millionen Euro (2022: 188 Millionen Euro) und einen Konzerngewinn (nach Steuern) von rund 83 Millionen Euro (2022: 45 Millionen Euro) erwirtschaften. Zum hohen Konzerngewinn in 2023 haben insbesondere Projektverkäufe, die entgegen der ursprünglichen Planung bereits Ende 2023 erfolgten, und das Eigenparkportfolio aufgrund der höheren Strompreise beigetragen. Aufgrund der Projekt-Vorzieheffekte in 2023, den inzwischen wieder geringeren Strompreisen und Verzögerungen beim geplanten Verkauf von britischen Windkraftprojekten rechnet der Vorstand für 2024 mit einem geringeren Umsatz und Gewinn (Stand: August 2024).

Im ersten Halbjahr 2024 hat der Konzern einen Umsatz von 78 Millionen Euro und einen Gewinn von 12 Millionen Euro erwirtschaftet. Da im Gegensatz zum Vorjahr die im ersten Halbjahr 2024 (für 2023) ausgezahlte Dividende (16,7 Millionen Euro) über dem Ergebnis liegt, verringerte sich die Eigenkapitalquote leicht auf 25,0 Prozent. Wie im Vorjahr wurden rund 30 Prozent des Bilanzgewinns der Energiekontor AG für die Dividendenausschüttung verwendet (1,20 Euro je Aktie). Insbesondere der nicht ausgeschüttete Großteil des Bilanzgewinnes führte zur deutlichen Erhöhung der Konzern-Eigenkapitalquote in 2022 und 2023. Angesichts ihrer umfangreichen Projektpipeline erwartet die Emittentin ab 2025 wieder ein deutliches Wachstum bei Umsatz und Gewinn.

Investitionen

Die Kosten der Emission der Unternehmensanleihe 2024 betragen laut Prospekt ca. 6 Prozent des Emissionsvolumens von 20 Millionen Euro. Der Nettoerlös beträgt somit ca. 18,8 Millionen Euro bei Vollplatzierung. Die Emittentin plant laut Prospekt insbesondere, den Nettoerlös ganz oder teilweise ihren Konzerngesellschaften für Vor-, Zwischen- und Refinanzierungen oder den Kauf von Windparks (Onshore) sowie Solarparks im In- und Ausland als Darlehen zur Verfügung zu stellen. Hierbei sollen durch den Einsatz von Anleihegeldern auch Kredite aus Projekten zurückgeführt werden. Darüber hinaus ist der Nettoerlös laut Prospekt zur Finanzierung von Projektentwicklungen von Windparks in Deutschland im Onshore-Bereich sowie von Solarprojekten zu verwenden. Die konkreten Investitionen sind laut Prospekt noch nicht festgelegt.

Energiekontor verfügt über eine umfangreiche Pipeline an Projekten, in die das Anleihekapital investiert werden könnte. Gemäß den Angaben im Halbjahresfinanzbericht 2024 hat die Energiekontor-Projektpipeline zum 30.6.2024 einen Umfang von insgesamt rund 11,0 Gigawatt (GW) in Europa plus ca. 1,0 GW an Projektrechten in den USA. Ein Drittel der Gesamtnennleistung der Projektpipeline entfällt auf den Solarbereich, zwei Drittel entfallen auf den Bereich Wind an Land. Von den 12 GW befinden sich nach Angaben der Emittentin bereits 2,5 GW in fortgeschrittenen Entwicklungsphasen. Der Großteil der 12 GW entfällt auf die Kernmärkte von Energiekontor - Deutschland (53,3 Prozent zum 30.6.2024) und Großbritannien (28,8 Prozent, insbesondere Schottland). Weitere Märkte von Energiekontor sind Frankreich (8,1 Prozent der Pipeline), USA (8,4 Prozent) und Portugal (1,3 Prozent). Im ersten Quartal 2024 hatte Energiekontor die ersten beiden Baugenehmigungen für zwei Solarparkprojekte in Frankreich erhalten.


Energiekontor realisiert ausschließlich grüne Energieprojekte. / Foto: Energiekontor

Ökologische Wirkung

Der Nettoerlös aus der Anleiheemission soll unter anderem die Projektentwicklungen und die Bauzeiten von Wind- und Solarparks finanzieren. Laut Prospekt gibt die Anleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren der Emittentin mittelfristige Planungssicherheit bei der Projektentwicklung, da Banken regelmäßig entsprechende Zwischenfinanzierungskredite nur mit kurzen Laufzeiten (in der Regel ein Jahr) gewähren. Die durchzuführenden komplexen Genehmigungsverfahren, die langen Lieferfristen der Hersteller und die daraus resultierenden Verzögerungen bei der Errichtung der Projekte erfordern nach Einschätzung der Emittentin aber oftmals längere Laufzeiten als ein Jahr.

Das Anleihekapital gibt Energiekontor daher die Möglichkeit, mehr Projekte und diese ohne finanziell bedingte Verzögerungen zu realisieren. Durch die Veräußerung der Projekte an Investoren bzw. durch den Betrieb der Eigenparks soll das eingesetzte Kapital dann wieder an die Energiekontor AG zurückfließen, so dass weitere Projektentwicklungen und Bauzeiten finanziert werden können. Daher ist es möglich, dass das Anleihekapital im Erfolgsfall während der Anleihelaufzeit mehrfach Projekte mit einer deutlich positiven ökologischen Wirkung finanziert.

Risiken

Der Energiekontor-Konzern entwickelt und errichtet Windkraftanlagen und Solaranlagen. Insbesondere in frühen Projektentwicklungsphasen kann ein hohes Risiko bestehen, dass Projekte sich deutlich verzögern oder scheitern. Aber auch in späteren Entwicklungs- und in Bauphasen, in denen in der Regel bereits hohe Kosten angefallen sind, können Projekte noch scheitern. Es ist auch möglich, dass bereits entwickelte Projekte nicht mehr wirtschaftlich realisiert werden können, weil zwischenzeitlich die Anlagen-, Bau- und Finanzierungskosten gestiegen sind und/oder der Strommarktpreis gesunken ist. Auch durch den starken Flächenwettbewerb und damit einhergehenden möglichen überdurchschnittlichen Pachtforderungen können sich laut Prospekt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für zukünftige Projekte verschlechtern.


Die Kernmärkte von Energiekontor sind Deutschland und Großbritannien. / Foto: Energiekontor

Für die Emittentin besteht das Risiko, dass sich die Rahmenbedingungen in ihren beiden Kernmärkten Deutschland und Großbritannien, auf die über 80 Prozent ihrer Projektpipeline entfallen, künftig ungünstig entwickeln.

Der Energiekontor-Konzern verkauft einen Teil der realisierten Windkraft- und Solaranlagen nicht, sondern behält sie im Eigenbestand. Im Segment „Stromerzeugung in konzerneigenen
Wind- und Solarparks“ hat der Konzern im ersten Halbjahr 2024 hauptsächlich mit dem Stromverkauf Umsatzerlöse von rund 42 Millionen Euro erwirtschaftet. Beim Eigenbestand handelt es sich bislang fast ausschließlich um Windkraftanlagen, deren Erträge abhängig vom Windaufkommen starken jährlichen Schwankungen unterliegen können. Zudem bestehen beispielsweise die Risiken, dass sich die erzielbaren Strompreise verringern oder schwerwiegende Schäden an den Anlagen auftreten, deren Reparaturkosten nicht durch Versicherungen und/oder Gewährleistungen der Anlagenhersteller abgedeckt sind.

Der weit überwiegende Teil der Investitionsvolumina für ihre Wind- und Solarprojekte wird nach Angaben der Emittentin durch Banken finanziert, deren Kredite in der Regel besichert sind. Die Anleihe ist dagegen nicht besichert. Insgesamt hat die Energiekontor-Gruppe laut Prospekt in den vergangenen Jahren nach Abzug der bereits zurückgezahlten Anteile ca. 110 Millionen Euro (Stand: 1.9.2024) von privaten Investorinnen und Investoren durch die Emission von Anleihen eingeworben. Ein hohes Marktzinsniveau zu den Rückzahlungszeitpunkten könnte gegebenenfalls notwendige Anschlussfinanzierungen erheblich erschweren und verzögern. Für Anlegerinnen und Anleger besteht das Risiko, dass Rückzahlungen der Anleihe verzögert, nur teilweise oder nicht erfolgen.

Stärken

  • Sehr erfahrene und am Markt etablierte Energiekontor AG
  • Umfangreiche Projektpipeline
  • Hoher Eigenbestand an Windparks
  • Sehr erfolgreiche Konzern-Geschäftsjahre 2022/2023
  • Diversifizierung durch Ausbau des Solarbereichs

Schwächen

  • Projektentwicklungsrisiken
  • Realisierungsrisiken aufgrund gestiegener Bau- und Finanzierungskosten
  • Kein Börsenhandel der Anleihe geplant

Fazit

Finanziell

Die jüngsten abgeschlossenen Geschäftsjahre des Energiekontor-Konzerns verliefen (sehr) erfolgreich. Die beiden letzten Jahre brachten einen Gewinn von zusammen rund 128 Millionen Euro. Weil die Emittentin die Gewinne nur teilweise ausgeschüttet hat, ist die Konzern-Eigenkapitalquote deutlich von unter 15 Prozent auf über 25 Prozent Ende 2023 gestiegen. Positiv aus Sicht von Zeichnerinnen und Zeichnern der Anleihe ist auch der geplante Ausbau des Eigenbestandes zu bewerten, da sich so die stillen Reserven und die finanzielle Stabilität des Unternehmens erhöhen könnten. Die Energiekontor AG ist gut und chancenreich in ihrem Heimatmarkt positioniert. Derzeit ist der Konzern aber noch stark von seinen beiden Hauptmärkten Deutschland und Schottland abhängig, so dass eine Ausweitung der Geschäftstätigkeit in anderen geeigneten Ländern sinnvoll wäre.

Nachhaltigkeit

Das Anleihekapital soll voraussichtlich hauptsächlich die Entwicklung und Realisierung von neuen Windkraft- und Solarprojekten finanzieren. In dem Fall ist eine deutlich positive Nachhaltigkeitswirkung des Anleihekapitals zu erwarten.

ECOreporter.de-Empfehlung

Der Energiekontor-Konzern hat den Vorteil, dass er durch den hohen Eigenbestand an Windparks über relativ kontinuierliche Einnahmen verfügt. Damit können Schwankungen im Bereich Projektentwicklungen und Projektverkäufe teilweise kompensiert werden, wodurch sich die finanzielle Stabilität der Energiekontor AG erhöht. Das Zins/Risiko-Verhältnis der Anleihe kann nach Einschätzung von ECOreporter als marktgerecht gelten.

Basisdaten

Anbieterin und Emittentin: Energiekontor AG, Bremen
Anlageform: Anleihe (Inhaber-Teilschuldverschreibung)
Emissionsvolumen: 20,0 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 3.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 1.2.2025 bis 1.2.2032
Zinssatz: 5,25 Prozent pro Jahr
Prospektbilligung: BaFin
Handelbarkeit: kein Börsenhandel geplant
ISIN: DE000A383B36


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