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Zu teuer – Finanzaufsicht stoppt Vertrieb von Lebensversicherungen
Anbieter von Lebensversicherungen stehen immer wieder wegen der hohen Kosten und Stornoquoten ihrer Produkte in der Kritik. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) richtet nun deutliche Worte an die Branche.
„Lebensversicherungen sollen den Absicherungsbedürfnissen und Renditeerwartungen der Kundinnen und Kunden gerecht werden. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber leider nicht“, sagte BaFin-Exekutivdirektorin Julia Wiens beim „Strategiemeeting Lebensversicherung“ des „Handelsblatts“.
Stornoquote über 70 Prozent
Die BaFin hat in den letzten Monaten die Produkte von 13 Lebensversicherern eingehend geprüft. „Was wir da bislang herausgefunden haben, gefällt uns überhaupt nicht“, so Wiens. Die Kosten seien bei einigen Versicherungen „viel zu hoch“, teils lägen sie effektiv bei 4 oder mehr Prozent pro Jahr. "Damit die Kundin oder der Kunde eine positive Rendite erzielt, müssen diese Kosten erst einmal verdient werden. In dem gegenwärtigen Marktumfeld erscheint das sehr ambitioniert", heißt es dazu im "BaFin-Journal". Zudem würden viele Verträge schon in den ersten Jahren wieder gekündigt – für BaFin-Direktorin Wiens ein Hinweis darauf, dass Versicherte falsch beraten wurden. Laut Berechnungen der Behörde werden mehr als 70 Prozent der Lebens- und Rentenversicherungen mit einer Ansparphase von 40 Jahren vorzeitig storniert. Dadurch können die Renditen drastisch sinken. "Die Tatsache, dass die meisten Kosten in der frühen Phase der Vertragslaufzeit anfallen, führt bei den untersuchten Produkten dazu, dass die Mehrheit der Kundinnen und Kunden mit ihnen hohe Verluste machen wird", kritisiert die BaFin in ihrem Journal.
Laut Julia Wiens haben einige Anbieter schon drastische Konsequenzen zu spüren bekommen: "Wir haben im Interesse der Kundinnen und Kunden bereits nennenswerte Verbesserungen erreicht", sagte sie auf dem "Handelsblatt"-Strategiemeeting. "Einige Produkte, die keinen angemessenen Kundennutzen bieten, wurden vom Markt genommen. Darüber hinaus konnten Kostensenkungen im Bestand sowie rückwirkende Kompensationsmaßnahmen erzielt werden." Denkbar seien auch Sanktionen gegen Vorstände, deren Eignung gemäß Versicherungsaufsichtsgesetz fraglich sei.
ECOreporter rät grundsätzlich davon ab, neue Lebensversicherungen abzuschließen. Die erwarteten Renditen sind meist nicht attraktiv und die Verträge zu unflexibel. Die Redaktion schätzt auch für vorsichtige Anlegerinnen und Anleger einen Mix aus Fonds, ETFs, Fest- und Tagesgeld langfristig als lukrativer ein.
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03.12.24
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