Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
Aktientipps, Nachhaltige Aktien
Tesla, BYD, Rivian, Polestar: 10 Elektroauto-Aktien im Crash-Test
Weltweit werden immer mehr Elektroautos zugelassen. Aber die meisten Aktien von reinen E-Auto-Herstellern haben im letzten Jahr den Rückwärtsgang eingelegt. Denn viele Firmen verdienen nach wie vor kein Geld, Lieferprobleme bremsen das Wachstum aus, und der Wettbewerbsdruck steigt. ECOreporter analysiert zehn Elektroauto-Aktien. Wer hat auf lange Sicht Vorfahrt? Wo droht ein Totalschaden? Und wie nachhaltig sind Elektrofahrzeuge eigentlich?
Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden 2022 weltweit mehr als 10 Millionen elektrisch angetriebene Autos verkauft (Plug-in-Hybride eingeschlossen). Jeder siebte neue PKW hatte in dem Jahr einen E-Motor. 2023 sollen etwa 14 Millionen Elektroautos ausgeliefert worden sein, mehr als die Hälfte davon im wichtigsten Markt China.
In den nächsten Jahren dürften sich die Zulassungen vervielfachen: Die für gewöhnlich eher vorsichtig rechnende IEA geht davon aus, dass 2030 mindestens 230 Millionen E-Autos auf den Straßen unterwegs sein werden. Das würde bedeuten: In sechs Jahren wäre etwa jeder siebte PKW auf der Welt ein Stromer.
Der Jahresumsatz der Elektromobilitätsbranche läge dann bei mindestens 1,7 Billionen US-Dollar – alleine im PKW-Bereich. Das wäre vier Mal so viel wie 2022.
Einige Elektroautos werden günstiger
Staatliche Kaufanreize für E-Autos, nationale Ausstiegspläne aus Verbrennungsmotoren sowie steigende CO2-Preise haben dafür gesorgt, dass Elektroautobauer in vielen Ländern ihre Marktanteile erhöhen konnten. Zudem werden die Antriebsbatterien – die teuersten Bauteile von Elektrofahrzeugen – immer günstiger und leistungsstärker und kommen mit weniger ökologisch bedenklichen Rohstoffen aus (siehe Kasten unten). Dadurch sind E-Autos in den letzten Jahren für mehr Menschen interessant und bezahlbar geworden.
Der Tesla Model Y war 2023 das weltweit meistverkaufte Auto - Benzin- und Dieselfahrzeuge eingeschlossen. / Foto: Tesla
Also freie Fahrt für die Elektroautoindustrie? Nicht ganz. Denn einerseits wächst mit dem Markt auch der Wettbewerb. Fast alle herkömmlichen Autokonzerne haben ihr E-Auto-Angebot deutlich ausgebaut. Bei Renault beispielsweise hatten 2023 fast 40 Prozent der in Europa verkauften Fahrzeuge einen Elektromotor, bis 2025 sollen es 65 Prozent sein. Und die weltweiten Lieferkettenprobleme bremsen auch die Autobranche aus. Vor allem der Mangel an Halbleitern, von denen Elektrofahrzeuge deutlich mehr brauchen als Verbrenner-Autos, sowie Engpässe bei Rohstoffen für die Antriebsbatterien ließen in den letzten Jahren in einigen Fabriken die Bänder zeitweise stillstehen - zuletzt Mitte Januar bei Tesla im brandenburgischen Grünheide, weil Bauteile wegen Angriffen auf Frachtschiffe im Roten Meer nicht rechtzeitig zur Verfügung standen.
Einige Autobauer haben 2022 und 2023 ihre Verkaufspreise erhöht, um die höheren Beschaffungskosten aufzufangen. Allerdings gibt es auch gegenteilige Signale: Tesla und BYD senkten im letzten Jahr die Preise mehrerer Modelle, um vor allem in China den Absatz anzukurbeln. Kleinere Konkurrenten zogen nach, weil sie nicht den Anschluss verlieren wollten. Leisten konnten sie es sich eigentlich nicht, denn die meisten von ihnen erzielen noch keine Gewinne. Einige haben gerade erst mit der Serienfertigung ihrer Fahrzeuge begonnen - in dieser Phase sind die Risiken besonders hoch, auch weil es aufgrund stark gestiegener Kreditzinsen schwieriger geworden ist, sich Fremdkapital zu vertretbaren Konditionen zu besorgen. Ohne Fremdkapital lässt sich aber keine Massenproduktion aufbauen.
Und wenn irgendwo Lieferengpässe auftreten, trifft es junge Unternehmen meist härter als etablierte Hersteller, deren Verhandlungsposition bei den Zulieferern deutlich besser ist. Das zeigt sich auch an den Börsenkursen: In den letzten zwölf Monaten haben viele kleinere E-Auto-Aktien stark an Wert verloren, weil Anlegerinnen und Anleger in vermeintlich sicherere Papiere flüchteten.
ECOreporter hat zehn Autobauer wie Tesla, BYD oder Nio herausgesucht, die entweder ausschließlich Elektroautos fertigen oder seit Jahren eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung elektrischer Antriebe spielen. Herkömmliche Autokonzerne wie Volkswagen, die zwar E-Auto-Fabriken aus dem Boden stampfen, aber auch weiterhin an ihren Benzinern und Dieselfahrzeugen festhalten, analysiert die Redaktion nicht.
Und ECOreporter berücksichtigt auch nicht mehr wie in vergangenen Überblicken Elektroautofirmen, die es noch nicht bis zur Serienfertigung geschafft haben - die Aussichten dieser Unternehmen sind nach Einschätzung der Redaktion derzeit zu unklar, ihre Aktien zu riskant. Einige Start-ups wie Sono Motors oder Lordstown sind mittlerweile pleite und haben ihre Börsenzulassung verloren, andere kämpfen ums Überleben: fox e-mobility etwa wartet seit Monaten auf eine dringend benötigte Finanzspritze aus Südkorea, Workhorse musste alle ausgelieferten E-Vans wegen Sicherheitsproblemen zurückkaufen und die Produktion einstellen.
Böse Batterien?
Die Akku-Batterie ist der wertvollste Bestandteil eines Elektroautos – und der umstrittenste. Wer gegen E-Autos argumentieren will, schießt sich meist auf die angeblich wenig nachhaltigen Akkus ein.
Und die Kritik ist teils berechtigt. In den derzeit gängigen Lithium-Ionen-Batterien ist beispielsweise Kobalt enthalten. Das Schwermetall wird überwiegend in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen – teilweise in illegalen Minen, die kriminelle Banden finanzieren und in denen auch Kinder arbeiten müssen. Umweltstandards gibt es dort genauso wenig wie Arbeitsschutzmaßnahmen. Auch die Herstellung von Elektroautobatterien ist problematisch, weil energieintensiv. Und dann wäre da noch das Problem der Entsorgung und Wiederverwertung.
Aber: Im Gegensatz zum Verbrennungsmotor, dessen Nachhaltigkeit sich kaum noch verbessern lässt – Benzin und Diesel bleiben nun mal dreckig, und E-Fuels haben ihre eigenen Nachteile –, gibt es bei Batterien immer noch viel Verbesserungspotenzial.
Der chinesische Batterie-Weltmarktführer CATL hat 2023 mit der Massenfertigung von Natrium-Ionen-Akkus begonnen. Die kommen ohne seltene oder teure Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer, Nickel und Lithium aus. Das stattdessen verwendete Natrium kann günstiger und klimafreundlicher gewonnen werden, etwa aus Bergbauabfällen. Zudem sollen Natrium-Ionen-Akkus feuerfester, besser aufladbar und leistungsfähiger bei niedrigen Temperaturen sein. Der größte Elektroautobauer Tesla und einige chinesische Fahrzeughersteller setzen schon heute teilweise auf Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP), die kein Kobalt und Nickel benötigen. Andere Firmen und auch Universitäten experimentieren mit Schwefel, Magnesium, Silizium oder Kunststoffen, um umweltfreundlichere Batterien zu entwickeln.
Doch wohin mit den Akkus, wenn ihre Leistungsfähigkeit nachlässt? Häufig bekommen sie bereits ein zweites Leben als stationärer Stromspeicher, oft eignen sie sich dafür noch zehn Jahre. Und wenn ihnen irgendwann ganz die Puste ausgeht, können sie immer effizienter recycelt werden. Bislang gewinnen Spezialunternehmen vor allem Stahl, Aluminium und Kunststoffe aus alten Akkus, aber auch Lithium, Nickel, Kobalt und Kupfer lassen sich schon wiederverwerten. Dadurch sinkt der CO2-Abdruck der Batterien deutlich.
Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Batterien für Elektroautos: Welche Aktien sind jetzt attraktiv?.
Die Etablierten
Tesla ist mit einem Marktanteil von 17 Prozent neben BYD der größte reine Elektroautobauer der Welt. Trotz der milliardenschweren Investitionen herkömmlicher Autokonzerne hat das Unternehmen nach wie vor einen technologischen Vorsprung, vor allem bei den Produktionsprozessen, den Antriebsbatterien und im Digitalbereich. Profitabler als die Konkurrenz ist Tesla aber nicht mehr: Die Bruttogewinnmarge sank im vierten Quartal 2023 von 23,8 auf 17,6 Prozent.
Teslas Margen sind zurückgegangen, weil der Konzern Kunden hohe Rabatte einräumt, um seine Marktposition zu festigen. Im vierten Quartal 2023 stieg der Umsatz nur noch um 3 Prozent zum Vorjahr auf 25,2 Milliarden Dollar. Dank der niedrigeren Verkaufspreise schaffte es der Konzern, im letzten Jahr das Absatzziel von 1,8 Millionen Fahrzeugen knapp zu erreichen. Der Jahresumsatz lag bei knapp 97 Milliarden Dollar, der Nettogewinn bei 15 Milliarden Dollar.
Die hohen Wachstumsraten der letzten Jahre wird Tesla künftig wahrscheinlich nicht mehr erreichen. Zudem ist die Aktie weiterhin zu teuer, das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2024 liegt bei 69, für 2025 bei 49. Nach einem Kursanstieg von mehr als 1.000 Prozent auf Sicht von fünf Jahren (siehe Tabelle im Premium-Bereich) ist Tesla an der Börse knapp 560 Milliarden Euro wert und damit mit großem Abstand der wertvollste Automobilkonzern. Die Nummer zwei, Toyota, kommt nur auf eine Marktkapitalisierung von 248 Milliarden Euro (Stand wie alle Daten und Einschätzungen in diesem Artikel: 25.1.2024).
Ein weiteres Risiko für Investoren: Der unberechenbare Tesla-Chef Elon Musk löst mit kontroversen Social Media-Kommentaren und umstrittenen Geschäften wie dem Twitter-Kauf immer wieder starke Kursschwankungen der Tesla-Aktie aus. Lesen Sie dazu auch den ECOreporter-Kommentar Ist Elon Musk für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger noch tragbar?. Aus nachhaltiger Sicht ebenfalls bedenklich: Tesla steht regelmäßig wegen der Missachtung von Arbeitnehmerrechten und dem hohen Wasserverbrauch seiner Fabriken in der Kritik.
Die ECOreporter-Analysen der anderen neun E-Auto-Aktien finden Sie im Premium-Bereich.
Die weiteren wichtigen Informationen lesen Sie als ECOreporter-Premium-Leser/-in.
Einloggen oder Premium-Leser/-in werden.
...