Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
ETF-Test: Investieren in Europa – nachhaltig und klimafreundlich?
Der Xtrackers MSCI Europe ESG ETF verspricht Investments in europäische Aktiengesellschaften, die sich durch eine besonders gute Nachhaltigkeitsbilanz und einen geringen CO2-Ausstoß auszeichnen. Sind die Auswahlkriterien des ETFs für eine richtig grüne Geldanlage streng genug? Das erfahren Sie im ECOreporter-Test.
Anbieter des ETFs ist Xtrackers, eine Tochter der Fondsgesellschaft DWS. Die wiederum gehört zur Deutschen Bank. Kein allzu gutes Omen für eine strenge Nachhaltigkeit, denn ein beträchtlicher Teil des Geldes, das Xtrackers und DWS anlegen, steckt in Kohle, Erdöl und Rüstung. Seit 2022 ermittelte die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen die DWS, der Vorwurf: Greenwashing. Im Mai 2024 einigten sich beide Seiten offenbar, das Verfahren gegen eine Millionenbuße einzustellen – offiziell wurde aber noch kein Ende verkündet. Mehr zu dem Fall lesen Sie hier.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im Mai 2018. Auf ein Jahr gesehen hat er 22,5 Prozent an Wert gewonnen, der weltweite Aktienindex MSCI World ist über zwölf Monate 26,6 Prozent im Plus. Auf fünf Jahre gesehen hat der ETF 48,7 Prozent zugelegt, der MSCI World gewann 77,7 Prozent an Wert.
Die Jahresgebühren von 0,2 Prozent sind auch für einen ETF günstig, die Wertschwankungen über drei Jahre insgesamt moderat. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens fünf, besser sieben Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF bildet einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI ab. Bewertung und Auswahl der Unternehmen stammen von MSCI. Insgesamt investiert der ETF europaweit in Aktien von 217 Unternehmen. Die Firmen kommen nicht nur aus der EU, sondern etwa auch aus der Schweiz und Großbritannien.
Seine Investments wählt der ETF nach dem "Best-in-Class-Prinzip" aus: Um für den ETF infrage zu kommen, müssen Unternehmen zunächst eine bestimmte ESG-Mindestnote besitzen. Eine ESG-Bewertung beurteilt die Leistung eines Unternehmens in den Kategorien Umweltschutz (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Eine verbindliche Definition, wie eine gute ESG-Leistung aussieht, gibt es bislang allerdings nicht.
In einem weiteren Schritt werden die Unternehmen mit der schlechtesten CO2-Bilanz aussortiert. Das geschieht so lange, bis das verbleibende Aktienpaket des ETFs insgesamt auf eine CO2-Bilanz kommt, die weniger als halb so hoch ist wie die des nicht-nachhaltigen Aktienindex MSCI Europe. In diesem stecken etwa auch der Kohlestromerzeuger RWE oder der Flugzeugbauer und Rüstungskonzern Airbus. Die CO2-Bilanz bemisst sich bei diesem ETF daran, wie viele Tonnen CO2 ein Unternehmen je Dollar Börsenwert ausstößt.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Investments in Unternehmen vollständig aus, die an Geschäften mit geächteten Waffen oder Atomwaffen beteiligt sind oder gegen den UN Global Compact verstoßen, also etwa Menschen- und Arbeitsrechte grob verletzen. Ebenso tabu sind alle Unternehmen, die Öl- und Gasförderung betreiben.
Wenn Unternehmen Umsätze mit der Verarbeitung oder dem Transport von Öl und Gas erzielen, müssen diese unter einer Umsatzschwelle von 5 Prozent liegen. Für Umsätze aus der Erzeugung von Energie aus Atomkraft sowie Öl und Gas gilt eine großzügige Schwelle von 30 Prozent. Bei der Herstellung von Tabakprodukten oder der Erzeugung von Kohlestrom liegt die Grenze bei 10 Prozent. Zusätzliche Einschränkungen gibt es – unabhängig vom Umsatz – etwa für die Kraftwerkskapazität zur Erzeugung von Atom- und Kohlestrom, die ein Unternehmen maximal installiert haben darf. Eine vollständige Übersicht der Ausschlusskriterien erhalten Sie im Premium-Bereich.
So nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF?
Die weiteren wichtigen Informationen lesen Sie als ECOreporter-Premium-Leser/-in.
Einloggen oder Premium-Leser/-in werden.
...
Der ETF ist grundsätzlich sehr konventionell ausgerichtet, investiert aber auch in eine Reihe grüner Unternehmen. Dazu gehören beispielsweise der dänische Winradhersteller Vestas und der österreichische Ökostromerzeuger Verbund. Weitere Titel im Portfolio mit vorbildlicher Nachhaltigkeitsbilanz sind etwa der dänische Gesundheitskonzern Coloplast, der Bonner Logistikriese DHL Group oder der Schweizer Sanitärkonzern Geberit.
Es gibt aber auch Unternehmen im ETF, die nachhaltige Anlegerinnen und Anleger stören könnten. So stammen mit rund 22 Prozent die meisten Aktien aus dem Finanzsektor. Unternehmen wie die französische Großbank BNP Paribas, die Deutsche Börse aus Frankfurt oder der britische Vermögensverwalter Legal & General investieren in fossile Brennstoffe und die Rüstungsindustrie. Andere Unternehmen im ETF wie der Sportartikelhersteller Adidas aus Herzogenaurach oder der Getränkeabfüller Coca-Cola HBC mit Sitz in der Schweiz haben eine wenig nachhaltige Geschäftsausrichtung.
Investitionen in Unternehmen mit fossilem Kerngeschäft oder in Energiekonzerne, die Atomkraftwerke betreiben, gibt es jedoch nicht. Hinsichtlich der Herkunft der Unternehmen sind die Investments des ETFs deutlich gleichmäßiger verteilt, als dies bei global ausgerichteten ETFs üblich ist, bei denen fast immer die deutliche Mehrheit der Aktien aus den USA stammt. In diesem ETF kommen 19 Prozent der Unternehmen aus Großbritannien, dicht gefolgt von der Schweiz und Frankreich mit rund 18 beziehungsweise 17 Prozent.
Transparenz
Xtrackers veröffentlicht alle aktuellen Aktienpositionen des ETFs. In den Unterlagen zum ETF wird das Auswahlverfahren knapp beschrieben. Auf der Internetseite des Indexanbieters MSCI erfahren Anlegerinnen und Anleger mehr über das Auswahlprinzip des nachgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der einzelnen Aktien gibt es im Factsheet des ETFs keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
Die DWS, Muttergesellschaft des ETF-Anbieters Xtrackers, stellt ihre Kommunikation mit Unternehmen auf Hauptversammlungen auf ihrer Website transparent und übersichtlich dar. Ein jährlich erscheinender "Stewardship Report" fasst die Abstimmungsrichtlinien und Abstimmungsergebnisse eher allgemein zusammen. Zusätzlich finden Anlegerinnen und Anleger aber etwa auch eine Übersicht über alle Fragen, die DWS-Vertreter auf Hauptversammlungen von Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen gestellt haben. Die DWS stellt online zudem ihren Leitfaden für den Dialog mit Unternehmen vor, macht aber keine Angaben zum tatsächlichen Austausch.
Stärken:
- Informationen über Stimmverhalten
- Keine Investments in Öl- und Gasförderung
- Niedrige Gebühren
Schwächen:
- Großzügige Toleranz für fossile Stromerzeugung
Fazit
Der ETF ist konventionell ausgerichtet und investiert auch in Aktien von Unternehmen mit umstrittenen Geschäftsfeldern. Hinzu kommt eine großzügige Toleranz für Investments in Energieerzeugung aus Kohle, Öl, Gas und Atomkraft. Positiv stechen die Bedingung bei der CO2-Bilanz sowie der komplette Ausschluss von Öl- und Gasförderung heraus. Als hellgrüner Europa-ETF zur Beimischung im Depot kann der ETF eine Option für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger sein. Die finanzielle Entwicklung ist ordentlich.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: 2,3
Nachhaltigkeit: 3,0
Finanzen: 2,3
Nachhaltigkeit: 3,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Geächtete Waffen
- Nuklearwaffen
- Kohlebergbau
- Unkonventionelle Öl- und Gasförderung
- Verstöße gegen den UN Global Compact
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Vertrieb von Waffen/Munition (5%)
- Herstellung/Vertrieb von Tabakprodukten (10%)
- Kohlebergbau (10%)
- Energieerzeugung aus Kohle (10%)
- Energieerzeugung aus Atomkraft (30%)
- Ausrüstung und Service für Öl- und Gas-Förderung (5%)
- Ölraffination (5%)
- Transport Öl und Gas (5%)
- Betrieb Öl- und Gas-Pipelines (5%)
- Energieerzeugung aus Öl und Gas (30%)
Weitere Ausschlusskriterien:
- Anteil Kohlestrom am Gesamt-Strommix (10%)
- Anteil Kohlestrom an Kraftwerkskapazität (5%)
- Anteil Atomkraft am Gesamt-Strommix (30%)
- Anteil Atomkraft an Kraftwerkskapazität (30%)
- Anteil Öl- und Gasstrom am Gesamt-Strommix (30%)
- Anteil Öl- und Gaskraftwerke an Kraftwerkskapazität (30%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests : 6.11.2024
Name des ETFs: Xtrackers MSCI Europe ESG UCITS ETF
ISIN: IE00BFMNHK08 / WKN: A2JHSG
Nachgebildeter Index: MSCI Europe Low Carbon SRI Leaders Index
Start des ETFs: 8.5.2018
Jährliche Gebühren: 0,20% (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 2,3 Milliarden Euro (11/2024)
Internet: etf.dws.com
Risiko: Totalverlustunwahrscheinlich, Teilverluste möglich