Nachhaltiges Fairtrade-Gold von Fairever - eine grüne Geldanlage. / Foto: Fairever

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Faires Gold statt schmutziges Edelmetall: So investieren Sie verantwortungsvoll

Ein Pionier: Florian Harkort war der erste Händler für Fairtrade- und Fairmined-zertifizierte Edelmetalle in Deutschland. Er ist Geschäftsführer der Fairever GmbH aus Leipzig, die er 2015 gegründet hat. Das Ziel: Gold und Silber aus verantwortungsvollem Kleinbergbau und fairem Handel bekannter und einfacher verfügbar zu machen. Im ECOreporter-Interview erläutert Harkort, wie sich faires Gold von konventionellem unterscheidet, welche Vorteile es hat, was es kostet und warum Recycling-Gold aus ethischer Sicht etwas ganz anderes ist.

ECOreporter: Krieg und Corona, Inflation und zittrige Börsen: Lässt die Unsicherheit der Menschen die Nachfrage nach Gold klettern?

Florian Harkort: Schon mit Beginn der Coronakrise ist die Nachfrage nach Gold stark gestiegen. Gold hat sich seit Tausenden von Jahren als wertstabil erwiesen. Wichtig ist jetzt besonders, dass wir uns fragen: Woher kommt das Gold, das wir kaufen? Ich denke, viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, dass die Herkunft von Gold auf dem internationalen Markt meist nicht zu 100 Prozent nachverfolgbar ist und wir nicht ausschließen können, dass Gold zur Konfliktfinanzierung beiträgt.

Der Goldpreis zieht an. Gilt das proportional für faires, nachhaltiges Gold?

Ja, da der Preis für faires Gold auf dem LBMA Marktpreis basiert, ist der Anstieg proportional gleich.

Damit möglichst viele Transaktionen im Goldhandel zu fixen Preisen durchgeführt werden, gibt es das sogenannte London Bullion Market Goldfixing. Hieran sind fünf “Bullionbanken” beteiligt: die Mitglieder der Bullion Market Association (LBMA). Schon seit dem 17. Jahrhundert wird der Goldpreis am London Bullion Market bestimmt, seit 1919 mit der noch heute gültigen Methode.

Sie bieten faires Gold an. Warum haben Sie Ihr Geschäft umbenannt von Traid Gold in Fairever?


Fairever-Gründer Florian Harkort ist Experte für nachhaltiges Gold. / Foto: Fairever

Ehrlich gesagt haben die meisten das Wort “Aid” in Traid Gold nicht entdeckt. Fairever macht nun hoffentlich deutlicher, worum es eigentlich geht. Ich möchte die Lebensbedingungen von den immerhin 150 Millionen Menschen, die vom Kleinbergbau abhängig sind, nachhaltig verbessern. Wenn wir beispielsweise Eheringe aus Gold tragen, dann symbolisieren sie unsere ewige Liebe zueinander. An Kinderarbeit in Goldminen will man dabei aber nicht denken. Deshalb kommt das Wort “fair” hier mit ins Spiel.

Handeln Sie ausschließlich faires Gold?

Ja, ausschließlich faires Gold, wobei wir bei Fairever auf die Siegel von Fairtrade und Fairmined vertrauen. Deren Standards umfassen soziale Anforderungen und hohe Umweltauflagen. Dazu gehören zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit und der verantwortliche Umgang mit Chemikalien. Bisher ist faires Gold im Anlagebereich noch nicht stark verbreitet, doch wir spüren einen Umschwung. Gerade junge Menschen wollen nachhaltig investieren und suchen nach ethischen Anlagemöglichkeiten. In Deutschland sind wir der einzige Anbieter von Fairtrade-Goldbarren. Hier sprechen wir von einem Social Investment. Die Bedingungen für den Goldabbau sind fair, und durch soziale Prämien wird eine nachhaltige Entwicklung der Bergbaugemeinden vorangetrieben.

Schmuckschaffende, denen die Umwelt, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit wichtig sind, machen einen großen Teil unserer Kunden aus und kaufen faires Gold zur Schmuckherstellung.

Wo sehen Sie die Hauptprobleme bei der heutigen konventionellen Goldgewinnung?

Gold fördern: Oft ein schmutziges Geschäft

Gold wird schon lange nicht mehr wie im Westernfilm mit einem Sieb aus dem Bach gefischt. Für ein Kilo des glänzenden Edelmetalls müssen etwa 1.000 Tonnen Stein bewegt werden. Und dann braucht es noch Chemikalien wie Cyanwasserstoff (Blausäure) und Quecksilber, um das Metall aus dem Gestein zu lösen.

Die Stoffe bedrohen aber die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter und können die Umwelt zerstören. 2016 musste beispielsweise die Regierung Perus wegen einer Quecksilber-Verschmutzung durch den Goldabbau den Notstand ausrufen. Ein 85.000 Quadratkilometer großes Gebiet im Regenwald war betroffen: eine Fläche etwa von der Größe Bayerns.

Zudem werden immer wieder Angehörige indigener Völker aus den Fördergebieten vertrieben, und in nicht nachhaltigen Minen arbeiten oft Kinder. Selbst erwachsene Goldschürferinnen und Goldschürfer kommen häufig nicht einmal auf einen Tageslohn von 2 Euro.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Ich bin Agrarökonom und habe im Rahmen eines Auslandseinsatzes für das Bundesunternehmen GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) in Äthiopien den Goldabbau in seiner schlimmsten Form gesehen. Kinder tragen schwere Lasten aus den Minen, Arbeiterinnen und Arbeiter haben keine Schutzkleidung und bewegen sich in ungesicherten Stollen und hantieren mit Chemikalien wie Quecksilber, um das Gold von Gestein zu trennen. Der Lohn, den sie für ihre Arbeit erhalten, reicht am Ende nicht mal für die Grundnahrungsmittel. Es sind katastrophale Bedingungen.

Beim industriellen Großbergbau sehe ich ähnliche Probleme. Die einzelnen Bewohner der Bergbauregionen profitieren kaum, und es entsteht kein nachhaltiger Nutzen für die umliegenden Gemeinden.

Besuchen Sie heute "faire Minen"?

Ich besuche seit langem regelmäßig die Goldminen, aus denen wir unser Gold beziehen. Wenn ich nach einigen Jahren den gleichen Ort besuche und sehe, wie er sich weiterentwickelt hat, dann gibt mir das Motivation, weiterzumachen. Die Minenarbeiterinnen und -arbeiter verdienen hier beispielsweise genug, um ihre Kinder zur Schule schicken zu können. Für die Menschen vor Ort ist der Goldabbau oft die wichtigste Einnahmequelle. Und beim fairen Kleinbergbau profitiert auch die umliegende Gemeinde sehr!


Florian Harkort beim Besuch einer Goldmine in Kolumbien. / Foto: Fairever

Warum kostet faires Gold mehr als konventionelles? Was unterstützt man, wenn man nachhaltiges Gold kauft?

Ich mag es eigentlich nicht, wenn gesagt wird, faires Gold kostet mehr. Der Preis für faires Gold ermöglicht es, dass faire Gehälter ausgezahlt und die Voraussetzungen für die Einhaltung von Mindeststandards geschaffen werden können. Zusätzliche Sozialprämien werden gezahlt, um die Gemeinden langfristig weiterzuentwickeln. Davon werden zum Beispiel Schulen oder Gesundheitseinrichtungen gebaut. Das sind alles grundsätzliche Dinge, die für einen Arbeitnehmer in Deutschland selbstverständlich sind. Es ist ein gerechter Preis, und er kommt über den kürzesten Weg bei den Minenarbeitern und Gemeinden an.

Nennen Sie uns trotzdem den Preisaufschlag, den man für faires Gold zahlen muss?

Ein Fairtrade-Goldbarren kostet etwa 15 Prozent mehr als ein Barren, der aus Gold mit unbekannter Herkunft gefertigt wurde. Der Preis erklärt sich durch die Fairtrade-Prämie und die höheren logistischen Herausforderungen bei Transport und Verarbeitung von fairem Gold.

Bekommt man für nachhaltiges Gold bei einem eventuellen späteren Verkauf den Preisaufschlag wieder heraus?

Wenn unsere Kunden einen Fairtrade-Goldbarren verkaufen wollen, sind wir bereit, die Fairtrade-Prämie zurückzuzahlen. Auch wenn man dem Metall seine "Fairtrade-Herkunft" nicht ansieht, weil es sich um den gleichen Rohstoff handelt, ist es ein wertvolles Qualitätsmerkmal.

Woran erkenne ich nachhaltiges Gold? Direkt am Barren? Wie wird sichergestellt, dass keine gefälschten Zertifikate etc. kursieren?

Auf einem Fairtrade-Goldbarren wird das Fairtrade-Siegel punziert oder geprägt. Zusätzlich rate ich allen Käuferinnen und Käufern, ihre Kaufbelege als Nachweis aufzubewahren.

Handeln Sie auch Recycling-Gold?

Nein, weil unsere Motivation eine andere ist. Wir sehen unsere Mission darin, die Millionen von Menschen, die vom Kleinbergbau leben, dabei zu unterstützen, eine sichere Lebensgrundlage aufzubauen und Gesellschaft und Umwelt nachhaltig weiterzuentwickeln.

Prinzipiell befürworte ich natürlich, dass Gold, für das es keine Verwendung mehr gibt, etwa aus alten Elektrogeräten, wiederverwertet wird. Goldrecycling gibt es seit Hunderten von Jahren. Allerdings wird der Begriff Recycling-Gold heute sehr großzügig verwendet. Und deshalb wird es immer einfacher, Gold aus anderen Quellen einzubeziehen. Letzten Endes kann man im internationalen Handel einfach nicht mehr zurückverfolgen, worum es geht. Und den Menschen in den Bergbauregionen wird natürlich auch nicht geholfen. Fakt ist: Solange Gold einen so hohen Wert hat, wird es auch weiterhin abgebaut werden. Das Schöne dabei ist, dass wir als Verbraucher die Art und Weise, wie das passiert, aktiv beeinflussen können.

Wie kann man faires Gold erwerben?

Als Verbraucher sollte man Ausschau nach vertrauenswürdigen Siegeln halten. Ab 2009 arbeiteten die Alliance for Responsible Mining (ARM) und die Fairtrade International gemeinsam an einem Standard, der zum ersten Fairmined- und Fairtrade-zertifizierten Gold führte. 2013 haben sich ARM und Fairtrade aus organisatorischen Gründen entschieden, getrennt weiterzumachen. Daher gibt es mit Fairmined und Fairtrade heute zwei Zertifizierungen, die sich nur geringfügig unterscheiden. Beide Siegel sind nach unserer Ansicht sehr vertrauenswürdig, da sie von gemeinnützigen und kompetenten Organisationen ins Leben gerufen wurden, um vor Ort Entwicklungshilfe zu leisten. Das steht im Gegensatz zu Siegeln, welche die Industrie selbst vergibt. Fairtrade und Fairmined nutzen beispielsweise unabhängige Kontrollinstitutionen, die regelmäßig überprüfen, ob die Minen und alle anderen Akteure der Lieferkette sich an die vorgeschriebenen Standards halten.

Herr Harkort, vielen Dank für das Gespräch.

In faires Gold investieren: Wie geht das?

Wer in wirklich nachhaltiges Gold anlegen will, muss es physisch kaufen, also als Barren oder Münzen. Mittlerweile gibt es zwar auch Rohstoff-Fonds (sogenannte Exchange Traded Commodities, ETCs), die mit nachhaltigem Anspruch direkt oder indirekt in Gold investieren, etwa den Phi Funds - SRI Sustainable Gold, den boerse.de-Gold-ETC und den The Royal Mint Physical Gold ETC Securities. Diese ETCs sind grüner als herkömmliche Gold-Fonds, in ihren Auswahlkriterien aber bislang nicht so streng wie die Gold-Siegel von Fairtrade und Fairmined.


Weiterführende Links:

Faires Gold in den Medien

Fairmined Initiative

Fairtrade Deutschland

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