Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist auch wegen politischer Kampagnen deutlich gesunken. ECOreporter hat geprüft, ob sich ein Einstieg bei Aktien wie Nibe, Lennox oder 2G Energy dennoch lohnen kann. / Foto: Nibe

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien

Wärmepumpen-Aktien: Investieren in die Energiewende?

Die Wärmepumpe als klimafreundlicher Standard beim Beheizen von Gebäuden – daran wird langfristig kein Weg vorbeiführen. Aktuell leidet die Nachfrage aber, auch aufgrund gezielter Falschinformationen und behäbiger Förderung. Und lohnt sich das Thema für Anlegerinnen und Anleger überhaupt? ECOreporter hat sich sechs Wärmepumpen-Aktien genauer angesehen.

Wer gedacht hat, es gäbe in Deutschland keine ideologischere Diskussion als die zum Tempolimit auf Autobahnen, der wurde 2023 eines Besseren belehrt. Da geriet die Heizung ins Kreuzfeuer der Debatten. Mit teils absurden Auswüchsen.

So organisierte die bayerische Kabarettistin Monika Gruber eine Demo gegen die „Heizungsideologie“, bei der auch Ministerpräsident Markus Söder gegen Wärmepumpen polterte und krude Zahlen verbreitete. Das Ganze mit viel Zuspruch der AfD.

Ausbaurekord und sinkende Nachfrage


In jedem zweiten deutschen Neubau ist mittlerweile eine Wärmepumpe installiert. / Foto: Pixabay

Wirklich lustig war das nicht. Denn es schaffte Verwirrung in einer Zeit, in der Maßnahmen für eine schnelle Abkehr von fossilen (Heiz-)Energien nicht nur wegen des Klimawandels erforderlich sind, sondern auch wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

Bis 2023 sind Produktion und Absatz von Wärmepumpen stetig gestiegen. Das vergangene Jahr brachte mit 356.000 verkauften Geräten einen Rekord. Allerdings hat sich die Nachfrage mittlerweile deutlich abgekühlt. Im ersten Halbjahr 2024 wurden laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) insgesamt 90.000 Geräte verkauft, das sind 54 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr erwartet der BDH nur einen Absatz von maximal 200.000 Geräten. Ziel der Bundesregierung ist eigentlich, dass ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden.

Die langwierige und öffentliche Debatte um das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) habe viel Vertrauen bei den Verbrauchern in puncto Heizungsmodernisierung verspielt, wie der BDH im Juli gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärte. Auch das gemeinnützige Institut für angewandte Ökologie (Öko-Institut) kritisiert die Politik. Im Herbst 2023 sei eine attraktivere Förderung für 2024 angekündigt worden, viele Hausbesitzer hätten vermutlich auf diese gewartet. Allerdings sei die neue Heizungsförderung zu spät und unzureichend auf den Weg gebracht worden.

Das GEG – in den Medien oft auch als Heizungsgesetz bezeichnet – ist nach vielen Streitigkeiten auch innerhalb der Regierung zu Jahresbeginn 2024 in Kraft getreten. Es sieht vor, dass von 2024 an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Das soll den Klimaschutz im Gebäudebereich wesentlich voranbringen. Die Regelungen greifen aber zunächst nur für Neubauten in einem Neubaugebiet. Funktionierende Bestandsheizungen können weiter betrieben werden.

Für weitere Verunsicherung sorgt laut dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) die kommunale Wärmeplanung. Sie soll in Großstädten ab Mitte 2026 und für die restlichen Kommunen ab Mitte 2028 vorliegen. Hauseigentümer sollen dann Klarheit haben, ob sie zum Beispiel an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden können oder ob sie sich bei einer neuen Heizung um eigene dezentrale Lösungen kümmern sollen – also zum Beispiel eine Wärmepumpe. Viele Hausbesitzer warten hier nach Ansicht des Verbands auf Klarheit.

Allerdings gibt es auch positive Signale. So legte die Anzahl der zugesagten Heizungsförderungen durch die staatliche Förderbank KfW laut BDH zum Ende des ersten Halbjahres 2024 wieder zu. Und Malte Bei der Wieden vom Öko-Institut betont gegenüber der Deutschen Welle, Wärmepumpen seien "technisch ausgereift, zuverlässig und effizient – auch in den meisten unsanierten Gebäuden bei kalten Temperaturen". In der Vergangenheit habe es wiederholt Falschmeldungen gegeben, dass eine Wärmepumpe nur in einem vollständig sanierten und gedämmten Haus funktionieren würde.

Beim Umstieg auf eine klimafreundliche Heizung ist eine Förderung von maximal 70 Prozent möglich, neben einer Grundförderung gibt es einen Speed-Bonus und einen Einkommensbonus. Die maximal förderfähigen Investitionskosten liegen bei 30.000 Euro für ein Einfamilienhaus. Der Bundesverband Wärmepumpe befürchtet aber, dass diese Informationen bei vielen Haushalten gar nicht angekommen sind. Die Bundesregierung müsse aus Sicht des Verbands ihre Anstrengungen verstärken, über Förderprogramme umfangreicher zu informieren. Auch der BDH wünscht sich eine "breit angelegte" Kommunikationskampagne.

Keine börsennotierten Spezialisten

An den Herstellern liegt die Verzögerung in der Heizungswende laut dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) nicht. Die Branche sei „fit für den konsequenten Wärmepumpenhochlauf", so BWP-Geschäftsführer Claus Fest. Auch das klimapolitisch notwendige Ziel von sechs Millionen Wärmepumpen im Jahr 2030 könne erfüllt werden. Doch mit den Wärmepumpen-Aktien ist es trotzdem nicht ganz einfach. Unter anderem, weil es nach wie vor keine Firmen an der Börse gibt, die sich ganz auf Wärmepumpen konzentrieren. Meistens ist das ein Geschäft für große Mischkonzerne wie Panasonic oder für (allesamt nicht börsennotierte) Heizungsspezialisten, in Deutschland etwa Vaillant oder Stiebel Eltron.

So war eine der in Deutschland über Google meistgesuchten Aktien 2023 die „Viessmann-Aktie“. Der Heizungshersteller Viessmann gilt als wichtigster deutscher Wärmepumpenproduzent. Die Unternehmensleitung fürchtete aber, nicht dauerhaft gegen die günstigere asiatische Konkurrenz bestehen zu können, und verkaufte ihre Klimatechniksparte. Viessmann ist allerdings keine Aktiengesellschaft, und deshalb gibt es auch keine Viessmann-Aktie.

Wer vom Wärmepumpen-Markt profitieren möchte, muss Firmen suchen, die mit Wärmepumpen zumindest einen deutlichen Teil ihres Umsatzes erzielen und ansonsten verwandte Produkte wie Klimaanlagen anbieten. ECOreporter bewertet im Premium-Bereich sechs dieser Aktiengesellschaften.

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