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Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten, Meldungen, Fonds / ETF
Was wollen Sie über Nachhaltige Geldanlage wissen? ECOreporter antwortet
Wie riskant sind derzeit Fonds und ETFs? Was ist sinnvoller: Sparpläne oder Einmalanlagen? Gibt es gute und schlechte Kinderarbeit? Grüne ETF-Anbieter und Broker? Warum finden sich immer wieder umstrittene Unternehmen in nachhaltigen Fonds? Solche Fragen erreichen die ECOreporter-Redaktion täglich. Wir beantworten sie alle, meist noch am gleichen Tag. Hier finden Sie einige der spannendsten Themen (letztes Update: 1.10.2024).
Frage: Ich bin ein absoluter Neuling auf dem Gebiet des Investierens, möchte mich aber tiefer damit beschäftigen und mir mein eigenes Depot aufbauen. Ich bräuchte Informationen, wie ich mir ein nachhaltiges Depot ganz konkret zusammenstellen kann. Mir ist allerdings nicht ganz klar, wie ich hier vorgehen soll. Welche Fonds/ETFs eignen sich als Basis? Welche Aktien soll ich kaufen? Ich wäre sehr dankbar für ganz konkrete Handlungsempfehlungen.
ECOreporter-Antwort 1.10.2024: Da wir keine Anlageberater, sondern Journalisten sind, dürfen wir keine personalisierten Investment-Empfehlungen geben. Ohne genaue Kenntnis Ihrer Lebens- und Finanzsituation wäre das auch verantwortungslos. Deshalb empfehlen wir in unseren Artikeln auch keine konkreten Portfolios. Jede Anlegerin und jeder Anleger ist anders, DAS perfekte grüne Depot kann es nicht geben. Wer gerade erst mit einem kleinen Gehalt ins Berufsleben startet, sollte zum Beispiel andere Schwerpunkte setzen als jemand, der sich mit einem komfortablen Finanzpolster langsam der Rente nähert.
Einschätzungen zu Aktien finden Sie in unseren täglichen Meldungen und unseren Aktienüberblicken. Eine Übersicht dazu gibt es hier:
Das nachhaltige ECOreporter-Aktienuniversum
Bei Fonds und ETFs raten wir als Grundstock zu breit investierten Produkten, in die Sie den größten Teil Ihres Geld stecken sollten, um Verlustrisiken zu begrenzen. Einige Beispiele für solche Basisanlagen finden Sie hier:
Fonds & ETFs: 6 Basisanlagen fürs nachhaltige Depot
Weitere informative Artikel zu Grundlagen der grünen Geldanlage lesen Sie in unserer Rubrik „Richtig anlegen“.
Ich habe Ihren Artikel zu Unternehmensanleihen gelesen und mir daraufhin einige Anleihen gekauft, unter anderem von Moller-Maersk. Vor ein paar Tagen teilte meine Bank mir nun mit, dass das Unternehmen die Wertpapiere gekündigt habe. Wenn ich die Anleihen am 23.10.2024 noch im Depot habe, sollen sie zurückgezahlt werden. Ich könne sie aber vorher auch an der Börse verkaufen. Leider enthält das Schreiben keine Informationen dazu, ob der volle Kaufbetrag zurückgezahlt wird und ob es ratsam wäre, die Anleihen vorher zu verkaufen.
Antwort 25.9.2024: Wenn ein Unternehmen eine Anleihe vorzeitig zurücknimmt (je nach Anleihebedingungen ist das erlaubt), muss das Unternehmen die Papiere mindestens zum Nominalwert von 100 Prozent kaufen. Also nicht zum aktuellen Börsenwert und auch nicht unbedingt zu dem Preis, zu dem Sie die Anleihe erworben haben, sondern zu dem Preis, der bei Erstausgabe der Papiere gezahlt wurde. Oft sind das runde Beträge. Aufgepasst: Auch wenn eine Anleihe an der Börse bei mehr als 100 Prozent steht, lohnt es sich nicht unbedingt, sie zu verkaufen. Denn häufig erhalten Sie bei einer vorzeitigen Rücknahme zusätzlich noch Vorfälligkeitszinsen. Also in den meisten Fällen am besten einfach warten, bis Ihnen das Unternehmen die Anleihe "abnimmt".
Mehr zum Zusammenhang zwischen Kurswert, Nominalwert und Rendite bei Anleihen erfahren Sie hier.
Welche Meinung hat ECOreporter zu Rüstungs-Aktien? Können diese angesichts der Bedrohung durch Putin nachhaltig sein?
Antwort 2.8.2024: Das Thema Rüstung-Investments ist in den letzten Jahren in der Redaktion intensiv diskutiert worden. Lesen Sie dazu unseren Kommentar:
Kann die Rheinmetall-Aktie eine nachhaltige Geldanlage sein?
Wie bewerten Sie einen Einstiegspreis von 50 Euro für einen ETF-Anteil? Und wie entsteht überhaupt der Preis eines ETFs?
Antwort 18.7.2024: Der Einstiegspreis eines ETFs ist für sich genommen irrelevant. Er kann vom Anbieter beim Start des ETFs nahezu beliebig festgelegt werden. Ein ETF-Anteil enthält dann einfach mehr oder weniger Aktien (beziehungsweise Bruchstücke). Die weitere Entwicklung des Preises bestimmen die Kursverläufe der Aktien, die der ETF hält.
Wie überdurchschnittlich nachhaltige ETFs finanziell dastehen, können Sie hier lesen.
Wichtig ist für Sie als Anlegerin oder Anleger nicht der Preis, den Sie für einen einzelnen ETF-Anteil bezahlen, sondern nur die Gesamtsumme, die Sie in ein Produkt investieren. Ob jetzt 1.000 x 50 Euro oder 100 x 500 Euro, ist egal.
Ich habe nachhaltige Fonds gekauft, die viele Erneuerbare-Energien-Aktien enthalten. Diese Fonds haben in den letzten zwei Jahren teilweise stark an Wert eingebüßt. Wie schätzt ihr das Chance-Risiko-Verhältnis solcher Fonds ein?
Antwort 14.5.2024: Gute Wind- und Solarunternehmen, auf lange Sicht auch Wasserstofffirmen haben grundsätzlich positive Aussichten, weil sie sich in wichtigen Wachstumsmärkten bewegen. Nach zwischenzeitlich sehr hohen Kursgewinnen schwächeln allerdings zahlreiche Aktien. Gründe dafür gibt es viele: gestiegene Rohstoffkosten, deutlich höhere Kreditzinsen, Preiskämpfe, politische Verwerfungen, Lieferkettenprobleme. Und viele grüne Energieunternehmen sind vergleichsweise klein – welche Firmen sich dauerhaft durchsetzen werden, ist teils unklar.
Daher rät ECOreporter dazu, Erneuerbare-Energien-Fonds nicht als Grundstock fürs Depot zu kaufen, sondern eher als tiefgrüne Beimischung. Zu den Branchenrisiken kommt noch die geringe thematische Streuung der Grünstromfonds, und die meisten von ihnen enthalten nur wenige Aktien.
Lesen Sie hierzu auch:
Fonds & ETFs: 4 Basisanlagen fürs nachhaltige Depot
Bis 210 % Plus: Die besten Erneuerbare-Energien-Fonds der letzten 10 Jahre
Nachhaltige Fonds – hier finden Sie unabhängige Tests, News, Wertentwicklungen
Ich habe mit Schrecken gesehen, dass ETFs auf den MSCI World Index zu fast 70 Prozent Aktien aus den USA enthalten. Ist da das Klumpenrisiko nicht viel zu hoch? Warum werden solche ETFs als Basis-Investments empfohlen?
Antwort 22.4.2024: Es stimmt: ETFs auf den MSCI World (und auch die Welt-Indizes anderer Anbieter) sind sehr US-lastig und setzen dazu noch stark auf Tech-Aktien wie Apple oder Microsoft. Das liegt daran, dass die Vereinigten Staaten und ihre großen Technologieunternehmen an der Börse am meisten wert sind – viele Welt-Indizes wählen ihre Aktien vor allem nach der Marktkapitalisierung aus.
Warum die Risiken dennoch vergleichsweise überschaubar sind und welche Alternativen es für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger gibt, erfahren Sie hier:
Ihr schreibt ganz richtig, dass Einmalanlagen oft höhere Renditen bringen als Sparpläne. Warum empfehlt ihr dann in mehreren Artikeln Sparpläne?
Antwort 16.3.2024: Für viele Menschen stellt sich die Frage „Sparplan oder Einmalanlage?“ gar nicht, weil sie keine nennenswerten Rücklagen haben. Das Geld, das sie investieren, zweigen sie von ihrem monatlichen Gehalt ab. Hier ist ein Sparplan alternativlos (nehmen Sie bloß keinen Kredit auf, um das geliehene Geld zu investieren!).
Aber auch wenn Anlegerinnen und Anleger genug Kapital für eine Einmalanlage haben, ist für viele ein Sparplan die bessere Lösung. Denn Menschen handeln bei der Geldanlage häufig nicht rational. Geht es an der Börse bergab, kommt es bei Einmalanlagen häufiger zu Panikverkäufen (und damit oft hohen Verlusten) als bei Sparplänen.
Mehr dazu können Sie hier lesen:
Fonds, ETFs & Aktien: Was bringt mehr Rendite – Sparplan oder Einmalanlage?
Ich möchte den Fonds Ökorenta Erneuerbare Energien 14 kaufen, finde ihn aber bei keinem Depotanbieter und an keiner Börse. Was mache ich falsch?
Antwort 8.2.2024: Der Ökorenta EE 14 (ECOreporter-Test) ist kein herkömmlicher Investmentfonds, sondern ein Alternativer Investmentfonds (AIF), ein geschlossener Fonds. Für solche Spezialfonds gibt es keinen Börsenhandel und meist auch kaum Möglichkeiten, sie auf anderem Wege zu handeln. Wer einen AIF haben möchte, sollte ihn bei der Ausgabe kaufen, später klappt das oft nicht mehr. Zweitmarktangebote finden sich manchmal etwa auf der Website der Fondsbörse Deutschland, einer Tochter der Börsen Düsseldorf, Hannover und Hamburg.
Festgeld ist derzeit attraktiv. Macht es da überhaupt noch Sinn, in Aktien, Fonds oder ETFs zu investieren?
Antwort 22.12.2023: Auf jeden Fall. Aktien haben in den letzten Jahrzehnten durchschnittliche Renditen von 8 bis 9 Prozent erzielt, Festgeld deutlich weniger. Das dürfte auch in Zukunft so bleiben. Allerdings sollten Sie nicht Ihr gesamtes Kapital in Aktien investieren, dazu sind deren Risiken zu hoch. Bei sichereren Geldanlagen sind Tages- und Festgeld erste Wahl.
Eine Übersicht über nachhaltige Aktien hat ECOreporter hier zusammengestellt.
Hier finden Sie die aktuellen Tages- und Festgeldangebote der nachhaltigen Banken.
Meine nachhaltigen Aktien haben in den letzten Monaten Gewinn gemacht. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sie zu verkaufen? Können mir Chart-Signale weiterhelfen?
Antwort 14.12.2023: Auf lange Sicht steigen Aktienkurse eher, als dass sie fallen. Das macht es leichter, Kaufoptionen zu finden, als Verkaufszeitpunkte festzulegen. Grundsätzlich empfiehlt ECOreporter, gute Aktien möglichst lange zu halten – weil sie immer wertvoller werden und meist höhere Renditen bringen als andere Geldanlagen.
Je nach persönlicher Situation kann es aber natürlich sinnvoll oder notwendig sein, Aktien in bestimmten Zeitfenstern zu veräußern, beispielsweise wenn größere Anschaffungen anstehen oder das Rentenalter naht. Dann sollten als Erstes die Aktien verkauft werden, bei denen das weitere Kurspotenzial am geringsten ist. Erwartete Zuwächse bei Umsatz und Gewinn sowie Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind da nach Einschätzung der Redaktion gute Orientierungspunkte, Charttechnik erfahrungsgemäß eher nicht.
Und wenn es wirklich um Renditeoptimierung geht, sind Zeitpunkte attraktiv, an denen Aktien zuvor sehr stark gestiegen sind, etwa wegen neuer, marktbeherrschender Produkte. Ein gutes Beispiel dafür waren die Kurssprünge von BioNTech in der ersten Corona-Phase. Oder aktuell Novo Nordisk mit seinen "Abnehmmedikamenten". Die haben den Aktienkurs stark steigen lassen. Die weitere Entwicklung ist aber unklar: Konkurrenten entwickeln eigene Produkte, zudem laufen die Novo Nordisk-Patente auf die Präparate in einigen Jahren aus. Der Kurs kann also fallen. Oder aber weiter steigen, weil es für die Wirkstoffe wahrscheinlich noch weitere Anwendungsbereiche und auch weitere Patente geben wird.
Sie sehen: nicht ganz einfach, und es kommt immer auf den Einzelfall an. In unseren täglichen Meldungen nennen wir Verkaufsoptionen, wenn sie sich nach unserer Einschätzung bieten. Ansonsten ist investiert bleiben bei guten Aktien wahrscheinlich in vielen Fällen die bessere Lösung.
Hat es Nachteile, Aktien in Dollar-Währung zu kaufen?
Antwort 6.12.2023: Wenn Sie Aktien in Dollar kaufen, haben Sie ein Währungsrisiko. Je nachdem, wie sich der Dollarkurs nach dem Kauf der Aktien entwickelt, bekommen Sie nach dem Verkauf der Aktien (und bei Dividendenzahlungen) weniger oder mehr Euro überwiesen. Das Wort "Währungsrisiko" ist also eigentlich etwas irreführend, denn es kann auch eine "Währungschance" sein. Aber auf jeden Fall erhöht ein Investment in Dollar die Ungewissheit, was die zukünftige Entwicklung Ihrer Geldanlage angeht.
Sie können natürlich auch ein Fremdwährungskonto eröffnen und dann selbst entscheiden, wann Sie die Dollar in Euro umtauschen.
Laut Ihrem Fondstest legt der Triodos Global Equities Impact Fund „überwiegend in etablierte Großunternehmen an, in seiner Aktienliste finden sich etwa Procter & Gamble, Toyota und Novo Nordisk. Kompromisse bei der Nachhaltigkeit geht der Fonds aber nicht ein. Die Unternehmen durchlaufen ein strenges Auswahlverfahren ...“ Toyota gehört aber indirekt zu den größten Treibhausgasemittenten weltweit, und mit der "Abnehmspritze" betreibt Novo Nordisk ein fragwürdiges Geschäftsfeld. Das kann man zumindest kritisch würdigen und nicht einfach durchwinken.
Antwort 1.12.2023: Vor allem bei Toyota gibt es sicherlich Kritikpunkte, die das Unternehmen je nach der eigenen Definition von Nachhaltigkeit als nicht investierbar disqualifizieren. Was für den Konzern spricht, sind seine seit Jahrzehnten im Branchenvergleich sehr hohe Effizienz und damit Ressourcenschonung und sein immer noch breites Angebot an kleineren, energiesparenderen Autos (bei den großen deutschen Herstellern beispielsweise gibt es so etwas ja kaum noch). Dass Toyota seine Vorreiterrolle bei grünen Antrieben (Stichwort Prius) verloren hat und auf das unsichere Pferd Wasserstoff setzt, lässt sich sicherlich bemängeln. Auf der anderen Seite werden die Aspekte S (Social) und G (Governance) aus dem Kürzel ESG bei Toyota deutlich stärker berücksichtigt als etwa beim E-Auto-Pionier Tesla. Das soll Toyota nicht verteidigen, macht es aber für ECOreporter zumindest nachvollziehbar, warum Triodos die Aktie ausgewählt hat.
Zu Novo Nordisk: Das Unternehmen hat seine Abnehmpräparate für kranke Menschen (Diabetes, Adipositas) entwickelt, nicht für Gesunde, die einfach "nur" abnehmen wollen. Der Run auf die Mittel sorgt natürlich für Rekordgewinne, Novo Nordisk versucht aber zumindest, den Vertrieb so zu strukturieren, dass bei den aktuellen Lieferengpässen vor allem dorthin geliefert wird, wo die Präparate an Kranke gehen. Zudem haben die Wirkstoffe offenbar noch andere positive Nebenwirkungen, die die Lebensqualität von kranken Menschen verbessern können. Auch hier ist die Auswahl der Aktie aus Sicht der Redaktion erklärbar.
Natürlich kann man zu diesen Investments anders stehen als Triodos. Das Nachhaltigkeitskonzept des Fonds ist nach unserer Einschätzung aber als Ganzes sehr anspruchsvoll und streng (hier finden Sie unseren Fondstest).
Da der Fonds vor allem in Großkonzerne anlegt, enthält er fast zwangsläufig auch Unternehmen, bei denen nicht jeder geschäftliche Aspekt kerngrün ist. Das ist bei Fonds, die auf kleine Nischenfirmen setzen, natürlich einfacher (wir schauen uns für unsere Fondstests tatsächlich jedes Unternehmen in den Wertpapierlisten genau an). Die gleiche Problematik haben wir auch bei unseren ECOreporter-Favoriten-Aktien, wenn wir die Firmen der Kategorie Grüne Spezialwerte unseren Nachhaltigen Dividendenkönigen gegenüberstellen. 100 Prozent nachhaltig ist bei großen Konzernen bislang (leider) kaum möglich.
Endlich ist Festgeld wieder interessant. Aber welche Laufzeit soll ich wählen?
Antwort 15.11.2023: Empfehlenswert sind derzeit vor allem Festgeldangebote mit Laufzeiten zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Auch Tagesgeld bringt teils gute Renditen, oft allerdings nur bei zeitlich befristeten Angeboten oder ausschließlich für neue Kundinnen und Kunden.
Möchten Sie Geld drei Jahre oder länger fest anlegen, bieten Ihnen Banken momentan manchmal niedrigere Zinsen an als bei kürzeren Laufzeiten. Der Hintergrund: Manche Geldhäuser rechnen damit, dass das Zinsniveau 2024 wieder sinken wird, und möchten dann keine Zinsen zahlen müssen, die über dem Marktniveau liegen.
ECOreporter empfiehlt: Schließen Sie mehrere attraktiv verzinste Festgeldverträge mit unterschiedlichen Laufzeiten ab. So bleiben sie flexibel. Grundsätzlich sind aktuell langfristige Angebote zu bevorzugen, allerdings nur bei wirklich guten Konditionen, die klar oberhalb der Inflationsrate liegen.
Lesen Sie auch unsere Ratgeber:
So schlagen Sie mit nachhaltigem Tagesgeld und Festgeld die Inflation
EZB hebt Leitzins nicht weiter an: Was heißt das für nachhaltige Investments?
Werden Unternehmensanleihen ohne Finanz-Rating (von Agenturen wie beispielsweise S&P) grundsätzlich schlechter eingestuft als Anleihen mit Rating? Im Internet werden immer wieder Anleihen empfohlen, weil sie ein Rating haben, oder es wird von ihnen abgeraten, weil es zu ihnen kein Rating gibt. Zu Recht?
Antwort 18.7.2023: Ratings haben tatsächlich Auswirkungen auf die Einstufungen von Anleihen. Wer kein Rating einer größeren Agentur besitzt, wird von einigen Brokern (vor allem solchen, die kein eigenes Research betreiben) grundsätzlich als minderwertig eingestuft, egal wie gut die Anleihe tatsächlich ist. Viele Fonds investieren auch nur in Anleihen, die ein Rating haben. Das führt dazu, dass Wertpapiere von kleineren Unternehmen, die von den wenigen einflussreichen Agenturen nicht bewertet werden, häufig von Fonds ausgeschlossen sind.
Wirklich nachhaltige Fonds setzen hingegen häufig ganz bewusst auf gute kleine Anleihen ohne Rating.
Nachhaltige Misch- und Rentenfonds hat ECOreporter hier getestet.
Analysen zu überdurchschnittlich grünen Anleihen (ohne Rating) finden Sie hier.
Nachhaltige Anleihen großer Konzerne stellt die Redaktion hier vor.
Ich fange gerade erst an, mich mit Aktien, Fonds etc. zu befassen. Was muss ich grundsätzlich beachten? Mit welchem zeitlichen Horizont sollte ich investieren? In unsicheren Zeiten legt man doch nicht alles auf einmal an, oder?
Antwort 3.7.2023: Wir raten unseren Leserinnen und Lesern in unseren Artikeln regelmäßig vor allem Folgendes:
- Legen Sie breit diversifiziert (gestreut) an. Also nicht nur einen Fonds mit lediglich 25 Aktien kaufen und auch nicht alles auf Fonds und Aktien setzen. Tages- und Festgeld bringen mittlerweile ebenfalls wieder solide Renditen.
- Legen Sie in turbulenten Zeiten (und auch sonst) nicht Ihr ganzes Geld auf einen Schlag an. Am besten einen Teil der für Fonds gedachten Summe direkt investieren, den Rest dann über Sparpläne. Das geht auch bei Aktien.
- Behalten Sie immer eine ausreichend hohe Barreserve für Notfälle, etwa auf einem Tagesgeldkonto.
- Bleiben Sie langfristig dabei. Halten Sie Fonds mindestens fünf bis zehn Jahre, am besten noch länger. Und schichten Sie in den Jahren vor dem Ausstieg langsam in sicherere Finanzprodukte (etwa Festgeld) um. So vermeiden Sie größere Renditeeinbußen, falls es gegen Ende Ihrer Fonds-Haltedauer zu Kurseinbrüchen kommen sollte.
Diese und weitere Tipps finden Sie unter anderem in folgenden Artikeln (was dort zu Aktien steht, ist teilweise auch auf Fonds übertragbar):
Nachhaltig investieren in schwierigen Zeiten: Das sollten Sie beachten
Nachhaltige Fonds – hier finden Sie unabhängige Tests, Analysen, Wertentwicklungen
5 Tipps: So sorgen Sie für mehr Sicherheit im nachhaltigen Aktiendepot
Grünes Geld: 10 ECOreporter-Tipps für bessere und nachhaltigere Investments
Ich überlege, Sparpläne auf nachhaltige Fonds und ETFs zu eröffnen. Allerdings bin ich nach dem Zusammenbruch der Credite Suisse und der Pleite mehrerer US-Banken unsicher: Was passiert mit meinem Geld, wenn meine Depotbank bankrott geht? Oder ein Fondsanbieter?
Antwort 7.4.2023: Da können wir Sie beruhigen: ETFs und Fonds sind sogenanntes Sondervermögen. Das heißt, Ihre Anteile bleiben in Ihrem Besitz, auch wenn der Anbieter Konkurs anmelden sollte. Gleiches gilt für die Bank, bei der Sie Ihre Fonds und ETFs lagern. Auch hier ist Ihr Geld vor einer Insolvenz geschützt. Ihr einziges Risiko sind mögliche Kursverluste Ihrer Investments.
Ich würde gerne nachhaltig investieren, habe bei der Auswahl aber ein Problem: Die meisten Fonds und ETFs sind entweder kerngrün, aber riskant, oder weniger riskant, aber dafür nicht so nachhaltig, wie ich es gerne hätte. Was soll ich tun?
Antwort 2.4.2023: Es ist tatsächlich nicht leicht, Fonds und ETFs zu finden, die bei überschaubarem Risiko auch für anspruchsvolle nachhaltige Anlegerinnen und Anleger interessant sind. Denn in ETFs oder Fonds mit sehr vielen Aktien oder Anleihen (teils über 1.000) stecken mit hoher Wahrscheinlichkeit Papiere, die nicht grün sind – beispielsweise von Öl- und Atomkonzernen, Waffenherstellern, Fluggesellschaften.
Sehr nachhaltige Fonds und ETFs investieren hingegen meist in deutlich weniger Unternehmen. Das macht sie anfälliger für Kursschwankungen, also riskanter. ECOreporter empfiehlt dennoch viele dieser kerngrünen Produkte, weil ihre Wertentwicklung gut ist. Allerdings eignen sie sich eher als grüne Beimischung im Depot, nicht als Fundament, als Basisanlage. Doch auch für den Grundstock Ihres Portfolios gibt es gute Optionen. Drei davon haben wir hier vorgestellt:
Schreiben Sie auch über Aktien von Unternehmen mit großen Wachstumschancen und grüne Fonds oder ETFs, die sich auf Start-ups spezialisieren?
Antwort 26.3.2023: Wachstumsunternehmen sind meist junge Firmen, die sich mit zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen in expandierenden Märkten bewegen. Wichtiger als kurzfristige Gewinne ist bei ihnen, dass sie bekannter werden, viele neue Kundinnen und Kunden gewinnen und ihre Produkte stetig weiterentwickeln. Bei Aktien solcher Unternehmen sind die Anlagerisiken höher als bei etablierten Konzernen – aber auch die Chancen auf sehr gute Renditen.
ECOreporter beschäftigt sich mit Wachstumsaktien unter anderem in folgenden Branchenüberblicken:
Fonds und ETFs, die sich auf nachhaltige Wachstumswerte konzentrieren, gibt es bislang nicht viele. Und das, was angeboten wird, ist nicht unbedingt besonders grün. Ein Negativbeispiel:
ECOreporter-ETF-Test: UBS ETF MSCI World Small Cap Socially Responsible
Die Redaktion beobachtet kontinuierlich den Markt und wird neue, interessante Produkte testen.
Just zum letzten Höhepunkt der lange positiven Kursentwicklungen habe ich im November 2021 70 Prozent meines Ersparten in grüne Fonds angelegt. Durch die negativen Entwicklungen seit damals liege ich jetzt bei einem Minus von ca. 16 Prozent, und ein Ende ist nicht abzusehen (Inflation, Bankenkrise, weitere Eskalationen im Ukraine-Krieg etc.). Ich sehe mein mühsam Erspartes dahinschmelzen und frage mich, wie lange man noch dabei zusehen soll. Vielleicht besser das Geld herausnehmen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einsteigen?
Antwort 16.3.2023: Natürlich ist es unangenehm, wenn das eigene Depot spürbar an Wert verliert. Da können wir sehr gut mit Ihnen fühlen. Was Sie vielleicht ein klein wenig beruhigen wird: Mit ihrem Minus bewegen Sie sich im Mittelfeld nachhaltiger Investments. Grüne Aktien und Anleihen haben 2022 etwas stärker als der Gesamtmarkt verloren, weil derzeit eher andere, wenig nachhaltige Branchen an der Börse boomen und zudem viele nachhaltige Wertpapiere Ende 2021 historische Höchststände erreicht hatten. Sie haben also nicht in ungewöhnlich schwache nachhaltige Finanzprodukte investiert.
Allerdings zeigt sich derzeit, wie wichtig ein langer Anlagehorizont am Finanzmarkt ist. Wir gehen weiterhin davon aus, dass breit gestreute Investitionen in Aktien und Anleihen wie in der Vergangenheit auf Sicht von 10 oder 15 Jahren in den meisten Fällen gute bis sehr gute Renditen erzielen werden. Risiken bleiben aber natürlich immer, Wertpapiere sind keine Sparbücher.
Eine Übersicht über die langfristige Entwicklung grüner Fonds finden Sie hier:
Warum Nachhaltigkeitsfonds auch 2023 eine gute Geldanlage-Idee sind
Ob Sie jetzt aussteigen sollten, können wir nicht beurteilen, da wir Ihre persönliche finanzielle Situation nicht im Detail kennen. Allerdings funktioniert es oft nicht, Wertpapiere zu veräußern und später zu einem vermeintlich besseren Zeitpunkt wieder zurückzukaufen. In vielen Fällen ist es besser, investiert zu bleiben und Schwächephasen auszusitzen. So schmerzhaft das zwischenzeitlich auch sein mag.
Ein Hinweis noch: Wer mit 70 Prozent seines Ersparten in Fonds investiert ist, sollte erstens einen Anlagehorizont von noch mindestens 15 Jahren haben und zweitens mit erhöhten Schwankungsrisiken gut schlafen können. Als grobe Faustregel empfiehlt ECOreporter, etwa 50 Prozent des Kapitals in Festgeld oder andere risikoarme Finanzprodukte anzulegen.
Weitere Tipps finden Sie hier:
Nachhaltig investieren in schwierigen Zeiten: Das sollten Anlegerinnen und Anleger beachten
Nach Rekordverlusten: Lohnen sich nachhaltige Fonds und Aktien überhaupt noch?
Ich habe ein Depot bei der Triodos Bank und eines bei der UmweltBank. Leider kann man dort jeweils nur vorgegebene Wertpapiere kaufen. Können Sie mir ein möglichst nachhaltiges Depot empfehlen, bei dem ich freie Wahl der Anlagen habe?
Antwort 16.11.2022: Die Wertpapierangebote richtig nachhaltiger Banken sind bislang leider nicht sehr umfangreich. Sie können bei den Banken aus unserer Depotgebühren-Tabelle schauen, ob es mittlerweile ein für Sie passendes Angebot gibt.
Ansonsten spricht aus unserer Sicht aber auch nichts dagegen, ein Depot bei herkömmlichen Anbietern abzuschließen. Denn die stellen letztlich nur eine technische Plattform für den Aktienhandel zur Verfügung. Und Online-Broker oder etwa die Sparkassen oder Volksbanken sind meist keine Unternehmen, die in anderen Bereichen aus nachhaltiger Sicht besonders negativ auffallen. Wobei wir ein umfassendes Wertpapierangebot wirklich grüner Banken natürlich schöner fänden.
Warum schreibt ihr in euren Übersichten zu den Konditionen und Angeboten ethisch-nachhaltiger Banken nicht über die ProCredit Bank?
Antwort 14.11.2022: Die ProCredit Bank hat ein nachhaltiges Geschäftskonzept, das sich aber in erster Linie an Firmenkunden richtet, nicht an Privatpersonen. Daher führen wir sie bisher nicht in unseren Listen - allerdings in unserer Übersicht zu Tages- und Festgeldangeboten.
Ich bin Finanzberaterin und werde immer mal wieder von AnlegerInnen gefragt, wie es denn sein könne, dass Aktien von Microsoft und Amazon in ESG-Fonds enthalten sind. Wo die doch wohl ihre MitarbeiterInnen nicht gut behandeln etc.
Antwort 25.7.2022: Unternehmen wie Microsoft oder Amazon finden sich häufig in ESG-Fonds, weil sie von Ratingagenturen als insgesamt nachhaltiger als viele ihrer Branchenkonkurrenten eingeschätzt werden. Deshalb wählen Fonds, die aufgrund von Agentur-Ratings und Best-in-Class-Verfahren ihre Aktien aussuchen, auch Papiere wie diese aus, bei denen es sicherlich viele berechtigte Kritikpunkte gibt.
Dazu kommt: Die ESG-Ratings unterscheiden sich je nach Agentur stark, sind als wichtigster Entscheidungsfaktor für eine Aktienauswahl also eigentlich nur eingeschränkt zu gebrauchen.
ECOreporter testet regelmäßig nachhaltige Fonds und bewertet dabei auch deren Auswahlverfahren. Kerngrüne Fonds werden meist nicht nach einem Best-in-Class-Verfahren, sondern nach strengeren und klareren Kriterien zusammengestellt und kommen ohne kontroverse Unternehmen wie Amazon aus. Alle ECOreporter-Fondstests können Sie hier lesen:
Nachhaltige Fonds – hier finden Sie Tests, Analysen, Wertentwicklungen
Ich habe gesehen, dass es neben nachhaltigen Fonds und ETFs auch nachhaltige Index-Zertifikate gibt. Was ist davon zu halten?
Antwort 18.7.2022: Index-Zertifikate bilden Aktien-Indizes ab, teilweise auch kerngrüne. Allerdings sind diese Indizes oft sehr klein und beschränken sich bei der Aktienauswahl auf Nischenmärkte. Das erhöht die Anlagerisiken. Erschwerend kommt hinzu, dass Zertifikate letztlich Anleihen sind. Meldet die Firma, die ein Zertifikat herausgegeben hat, Insolvenz an, verlieren Anlegerinnen und Anleger im Extremfall ihr gesamtes eingesetztes Kapital. Bei Fonds und ETFs ist das anders: Sie sind rechtlich Sondervermögen und gehören auch bei einer Pleite des Anbieters weiterhin den Anlegerinnen und Anlegern. Deshalb rät ECOreporter grundsätzlich eher zu Fonds und ETFs als zu Index-Zertifikaten.
Auf der ganzen Welt kracht und brennt es gerade. Macht es da überhaupt Sinn, in Aktien oder Anleihen zu investieren?
Antwort 3.7.2022: Aus nachhaltiger Sicht auf jeden Fall, denn jede Geldanlage, die auch nur ein kleines bisschen nachhaltige Wirkung erzeugt, kann dazu beitragen, globale Krisen wie den Klimawandel einzudämmen. Und auch finanziell können grüne Investments weiterhin interessant sein – wenn Anlegerinnen und Anleger einige Grundsätze beachten:
- Kaufen Sie keine zu hoch bewerteten Wertpapiere
- Investieren Sie nur in Unternehmen mit einem zukunftsfähigen (also nachhaltigen) Geschäftsmodell
- Streuen Sie Ihre Investments breit
- Planen Sie einen langen Anlagehorizont ein, bei Aktien mindestens fünf, besser zehn oder 15 Jahre
- Legen Sie nicht Ihr ganzes Geld auf einen Schlag an. Richten Sie beispielsweise Aktien-Sparpläne ein.
- Behalten Sie immer eine ausreichend hohe Barreserve für Notfälle, etwa auf einem Tagesgeldkonto
Wer Aktien, Anleihen oder auch Fonds viele Jahre hält, kann den einen oder anderen Crash problemlos aussitzen. Denn wirklich gute, nachhaltige Unternehmen erholen sich meist schnell von Rücksetzern an der Börse. In Krisenzeiten lohnt es sich sogar manchmal, Wertpapiere nachzukaufen, weil dann so manche kerngesunde Firma vom allgemeinen Abwärtssog an den Finanzmärkten erfasst wird, obwohl es ihr wirtschaftlich gut geht.
Inflation ist ja aktuell die große Sorge, und da sprechen viele von Absicherung durch Immobilien oder Aktien von Lebensmittelkonzernen. Ich möchte aber auch hier nachhaltig sein. Gibt es beispielsweise grüne Immobilien-ETFs?
Antwort 3.5.2022: Immobilien-ETFs mit nachhaltigem Anspruch haben wir bislang einen geprüft, den BNP Paribas Easy FTSE EPRA Nareit Developed Europe ex UK Green. Den Test finden Sie hier.
Die Wertentwicklung des ETFs war in den zwei Jahren, die er am Markt ist, nicht berauschend, allerdings ist es für ein Fazit noch zu früh. Eine Finanznote vergibt ECOreporter nur für Produkte, die mindestens drei Jahre am Markt sind. Bei der Nachhaltigkeit schneidet der Index, den der ETF abbildet, mäßig ab.
Was nachhaltige Immobilienaktien grundsätzlich angeht, haben wir diese Übersicht:
Nachhaltige Immobilienaktien: Wie krisensicher ist Betongold?
Grüne Lebensmittelfirmen finden Sie etwa in diesem Überblick:
15 vegane Aktien: Hier muss kein Tier für die Rendite leiden
Interessant könnte vor diesem Hintergrund auch der Rize Sustainable Future of Food ETF sein, den wir hier getestet haben. Dieser ETF ist aber auch noch nicht lange am Markt.
Vor allem aber: Die Aussage, speziell Immobilien- und Lebensmittel-Aktien seien besonders krisensicher, lässt sich so pauschal nicht unterschreiben. Es gibt allerdings nachhaltige Investments, die robust durch die Krise kommen. Bei Fonds zum Beispiel lässt sich das hier gut sehen:
Rendite-Vergleich: Grüne Fonds vs. herkömmliche Fonds – zahlt sich Nachhaltigkeit aus?
Ich habe Aktien des Fahrradherstellers Accell und dank ihrer Beiträge mitbekommen, dass die Aktie von der Börse genommen wird. Ein Kaufangebot liegt mir vor. Aber was passiert eigentlich, wenn ich es nicht annehme? Würden meine Aktien einfach verfallen? Oder „zwangsverkauft“ werden?
Antwort 26.4.2022: Wenn Sie auf das Kaufangebot nicht eingehen (alternativ können Sie die Aktien bis zum Fristablauf auch selbst an der Börse verkaufen, eventuell zu einem besseren Kurs), kann der neue Investor Ihre Accell-Aktien tatsächlich zwangsweise einziehen. Er muss Ihnen dafür natürlich eine Entschädigung zahlen, vermutlich ungefähr in Höhe seines bisherigen Angebotspreises.
Dieser Zwangseinzug, auch Squeeze Out genannt, ist aber nur möglich, wenn der Investor vorher 95 Prozent der Aktien in seinen Besitz gebracht hat. Im Falle Accell ist dies wahrscheinlich, weil das Unternehmen und seine Großaktionäre die Übernahme befürworten. Sollte es dem Investor nicht gelingen, die 95-Prozent-Schwelle zu erreichen, bleiben alle, die bis dahin nicht verkauft haben, Accell-Aktionäre.
Im Test zum green benefit Global Impact Fund P erwähnen Sie, dass Unternehmen mit ausbeuterischer Kinderarbeit ausgeschlossen sind. Darf ich davon ausgehen, dass damit jegliche Kinderarbeit ausgeschlossen ist, da Kinderarbeit immer ausbeuterisch ist? Oder unterscheiden Sie da?
Antwort 23.2.2022: Kinderarbeit ist auf den ersten Blick eine sehr einfache Sache: Man will sie nicht haben. Also komplett raus damit aus allen nachhaltigen Fonds?
Bei genauerem Hinsehen ist es etwas komplizierter, denn in Entwicklungsländern arbeiten Kinder oft, weil ihre Familien sonst nicht über die Runden kommen. Die Eltern sind darauf angewiesen, dass alle mithelfen, die schon mithelfen können. Kinderarbeit vollständig von nachhaltigen Investments auszuschließen, hilft den Menschen in diesen Ländern nicht weiter, das wissen wir auch aus Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von (sehr nachhaltigen) Mikrofinanzfonds.
Wenn Kinderarbeit so sozialverträglich wie möglich stattfindet (gewisses Mindestalter der Kinder, faire Bezahlung, keine gesundheitliche Gefährdung), schließen einige nachhaltige Fonds sie nicht aus. Alle anderen Formen von Kinderarbeit (zusammengefasst als ausbeuterische Kinderarbeit bezeichnet) hingegen schon.
Natürlich muss man diese Einschätzung von Kinderarbeit nicht teilen, und Grauzonen wird es immer geben. Aber für Fonds, die in Schwellen- und Entwicklungsländern investieren und es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen, ist Kinderarbeit ein Thema, mit dem sie sich eingehend auseinandersetzen müssen.
Können Sie mir den Unterschied zwischen dem Pictet - Water I und dem Pictet - Water P erklären?
Antwort 21.2.2022: Der Pictet - Water P ist die Fondstranche für private Anlegerinnen und Anleger, die I-Tranche ist institutionellen Investoren vorbehalten, etwa Stiftungen oder Pensionskassen. Solche unterschiedlichen Tranchen gibt es bei den meisten Fonds, wobei die Buchstabenbezeichnungen variieren. Institutionelle Tranchen sind günstiger, unter anderem weil die Mindestanlagesummen deutlich höher sind. Oft ist hier ein Einstieg erst ab 100.000 Euro möglich.
Ich habe im Netz nach Terminen von Jahreshauptversammlungen gesucht, bin aber nicht fündig geworden. Wie leicht kommt man an diese Termine?
Antwort 11.2.2022: Normalerweise finden sich die Termine auf den Websites der Unternehmen unter "Investor Relations" beim Punkt "Finanzkalender" bzw. "Calendar".
Drei Fragen zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV):
- Wenn ihr von einem „erwarteten KGV von 18“ berichtet, meint ihr bestimmt das erwartete KGV für 2022, richtig?
- Wie ermittelt ihr diese Prognose?
- Wann legt ihr in euren Berichten den feststehenden Gewinn der Vergangenheit für die Ermittlung des KGVs zugrunde und wann den erwarteten Gewinn?
Antwort 22.2.2022: Wenn wir von einem „erwarteten KGV“ sprechen, meinen wir in der Regel das für das laufende Geschäftsjahr erwartete KGV, also aktuell das KGV für 2022 (oder bei Unternehmen, die unterjährig bilanzieren, 2021/22). Manchmal beziehen wir uns mit dem „erwarteten KGV“ aber auch auf ein bereits beendetes Geschäftsjahr, und zwar dann, wenn die Jahreszahlen noch nicht vorliegen. Dies passiert vor allem im Januar und Februar: Das neue Geschäftsjahr ist schon gestartet, aber es gibt noch keine veröffentlichten Ergebnisse für das letzte Jahr. Dann geht es beim „erwarteten KGV“ meist um das abgelaufene Geschäftsjahr, aktuell also 2021. Wir versuchen immer zu erwähnen, welches KGV wir meinen. Falls wir dies in Artikeln einmal vergessen sollten, tut es uns leid, wenn dadurch Verwirrung entsteht.
Wir übernehmen das KGV teilweise von Finanzdienstleistern, die es aus gemittelten Analystenschätzungen ableiten. Diese Angaben überprüfen wir mit Vergleichszahlen, etwa den Prognosen der Unternehmen oder eigenen Berechnungen, die wir anhand von Quartalsberichten, Markterwartungen und hochgerechneten Vergangenheitswerten vornehmen. Trockene Materie, aber häufig notwendig, weil erwartete KGVs naturgemäß immer subjektiv eingefärbt sind und Finanzdienstleistern manchmal Fehler unterlaufen – uns natürlich auch …
Wenn wir vom „aktuellen KGV“ sprechen, beziehen wir uns auf den letzten Jahresnettogewinn. Zu Beginn des folgenden Jahres (wenn dieser Gewinn noch relativ frisch ist) kann das bei der Einschätzung eines Unternehmens hilfreich sein, wenn die Prognosen vage oder unsicher sind. Dann ist es manchmal sinnvoll, sich an der Vergangenheit zu orientieren – aber natürlich nur, wenn wir keine großen Veränderungen beim Gewinn erwarten.
Wie unterscheiden sich passive von aktiv gemanagten ETFs? Tiefgrün sind eigentlich nur aktiv gemanagte Fonds, oder?
Antwort 10.2.2022: ETFs sind eigentlich grundsätzlich passiv verwaltet, das heißt: Während bei einem klassischen Fonds ein Fondmanager aktiv Aktien auswählt und abstößt, folgt der ETF stur und computergesteuert einem Aktienindex. Eine Übersicht über bekannte und wichtige grünes Indizes haben wir hier zusammengestellt.
Es gibt aber auch Dienstleister, die Indizes ganz auf Kundenwunsch "zusammenbauen". Mancher ETF-Anbieter lässt einen Index nur konstruieren, um einen ETF darauf aufzulegen, etwa weil er das Thema für stark nachgefragt hält. Der noch relativ junge ETF-Anbieter Rize beispielsweise geht bei seinen Themen-ETFs so vor. Es gibt nach unserer Kenntnis aktuell nur einen einzigen aktiv gemanagten nachhaltigen ETF, den Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi-Factor. Ihn haben wir hier getestet. Dieser ETF ist aber ein absolutes Kuriosum. Und auch nicht besonders grün ...
Das passive Management hat einen großen Vorteil: Es ist günstig und erlaubt daher niedrige Gebühren. Der große Nachteil, und hier kommen wir zu Ihrer zweiten Frage: Geht es um nachhaltige Investments, ist eine aktive Zusammenstellung nach komplexen Kriterien klar im Vorteil. Diese ist aber auch teurer, daher kosten aktiv gemanagte Fonds mehr. Wir haben hier Ausschlusskriterien von Fonds und ETFs zusammengestellt und verglichen:
Ich kann keinen tiefgrünen reinen Rentenfonds finden. Habe ich Tomaten auf den Augen, oder gibt es keinen?
Antwort 10.2.2022: Mit Ihren Augen ist alles in Ordnung. Kerngrüne Rentenfonds sind uns auch noch nicht begegnet. Aber wir werden weitersuchen und nach Möglichkeit testen.
Leider habe ich auf Ihrer Website vergeblich die Kriterien gesucht, nach denen Sie eine Aktie bzw. die Firma dahinter als „nachhaltig“ bezeichnen. Ich frage mich beispielsweise, inwieweit Church & Dwight oder Procter & Gamble als "nachhaltig" eingestuft werden können, wenn diese Firmen doch Unmengen von Plastikmüll produzieren.
Antwort 7.12.2021: Das Problem mit dem Begriff Nachhaltigkeit: Jede(r) definiert ihn anders (siehe dazu auch die endlosen Diskussionen zum Thema EU-Taxonomie). Wir wollen unseren Leserinnen und Lesern aber nicht unsere persönlichen Vorstellungen von Nachhaltigkeit aufzwingen (die wir natürlich haben), sondern möchten Orientierungspunkte bieten, die es Ihnen ermöglichen, Aktien oder andere Finanzprodukte nach Ihren eigenen grünen Präferenzen auszuwählen.
Daher gibt es zum Beispiel bei unseren ECOreporter-Favoriten-Aktien neben den kerngrünen Spezialwerten auch etwas weniger nachhaltige Mittelklasse-Werte und milliardenschwere Dividendenkönige, die anspruchsvollen nachhaltigen Anlegerinnen und Anlegern teilweise nicht grün genug sein dürften (etwa Church & Dwight und Procter & Gamble). In unseren Unternehmensporträts weisen wir auf besonders nachhaltige, aber auch auf problematische Aspekte wie beispielsweise Tierversuche oder Gentechnik hin. Die Entscheidung, wo Sie investieren, möchten wir dabei Ihnen überlassen. Von tiefgrün bis "besser als der Branchendurchschnitt" ist bei unseren Aktienvorstellungen alles dabei.
Mehr zu unseren Favoriten-Aktien erfahren Sie hier.
Starre Auswahlkriterien würden unsere Möglichkeiten zu berichten einschränken. Das möchten wir nicht, weil wir nicht aus einem elitären Nachhaltigkeits-Elfenbeinturm heraus schreiben, sondern uns als Teil einer facettenreichen Gesellschaft mit unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema nachhaltige Geldanlage sehen. Den einen mag der viele Plastikmüll von Procter & Gamble stören, die andere bewertet vielleicht die soziale Ausrichtung des Konzerns besonders positiv – oder die Bemühungen des Unternehmens, seinen Müll immer weiter zu reduzieren.
Aber natürlich gibt es auch für ECOreporter Mindeststandards, die erfüllt sein müssen, damit wir eine Aktie als grün einordnen. Der Begriff Nachhaltigkeit lässt sich nicht beliebig dehnen. Unsere Leitplanken sind unter anderem die Kriterien, die wir bei der Vergabe unserer Siegel prüfen (und die derzeit überarbeitet werden, u.a. im Punkt fossile Energien, den wir bei unseren Bewertungen schon lange als äußerst wichtig ansehen). Einen Überblick über die Kriterien finden Sie hier.
Als Finanzlaie, der mit seinem investierten Geld etwas bewegen will, möchte ich nur ETF-Anbieter unterstützen, die verantwortungsbewusst und nachhaltig agieren. Mir ist klar, dass es davon nicht viele geben wird. Also ganz raus aus ETFs?
Antwort 18.11.2021: Auch wir finden, dass es wichtig ist, von welchem Anbieter ein Finanzprodukt kommt. Daher weisen wir in unseren ETF- und Fonds-Tests darauf hin, wenn Anbieter beispielsweise (unabhängig vom einzelnen Produkt) Geld in Öl und Kohle investieren oder nur nachhaltige Finanzprodukte im Sortiment haben. Unser ECOreporter-Siegel vergeben wir grundsätzlich nur an Finanzprodukte, die von im Kern nachhaltigen Unternehmen angeboten werden.
Bei ETFs gibt es nach unserem Wissensstand bislang keine kerngrünen Anbieter. Die meisten "nachhaltigen" ETFs kommen von wenig klimafreundlichen Gesellschaften wie iShares (Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, der massiv in fossile Energien investiert), Lyxor (dahinter steht die Öl- und Kohlebank Société Générale), Xtrackers (Deutsche Bank) oder UBS (die Großbank legt ebenfalls noch in klimaschädliche Energien an). Wenn uns positive Ausnahmen auffallen, berichten wir natürlich darüber. Unsere bisherigen ETF-Tests können Sie hier lesen.
Wirklich nachhaltige Anbieter finden Sie hingegen bei aktiv verwalteten Fonds, beispielsweise Ökoworld, die GLS Bank, die UmweltBank, Triodos oder Steyler. Eine Übersicht über nachhaltige Fonds, die wir eingehend getestet haben, finden Sie hier.
Ich möchte mein Geld in grüne Anleihen anlegen. Wo kann ich nachfragen, ob es im Moment passende Anleihen gibt? Und wo werden die verkauft?
Antwort 9.11.2021: Viele nachhaltige Anleihen sind börsennotiert und damit leicht handelbar. Sie brauchen dazu lediglich ein Wertpapierdepot.
Eine Übersicht zu börsennotierten nachhaltigen Anleihen finden Sie hier.
Ratschläge zu Depots haben wir hier zusammengestellt.
Auch nicht börsennotierte Anleihen sind teilweise handelbar, die Naturstrom-Anleihe und andere etwa direkt über die UmweltBank. Dazu benötigen Sie allerdings ein Depot bei der UmweltBank.
Falls Sie sich für neue Anleihen interessieren: Hier finden Sie einige Angebote, natürlich mit ECOreporter-Einschätzungen.
Sie vergleichen die Perfomance von Fonds oft mit der Entwicklung des MSCI World Index. Sind die Kosten in der genannten Performance der Fonds schon mit einkalkuliert, oder muss ich sie noch abziehen?
Antwort 1.11.2021: Wenn wir in Artikeln Wertentwicklungen von Fonds nennen, sind die Kosten immer schon abgezogen, damit Sie sinnvoll vergleichen können. Rechnen müssen Sie da nichts mehr.
Im „Spiegel“ vom 18.9.2021 werden Ökofonds als „Der grüne Bluff“ bezeichnet. Können Sie den Artikel bitte kommentieren!?
Antwort 21.9.2021: In dem Artikel wird einiges an Kritik an nachhaltigen Finanzangeboten aufgegriffen, worüber wir zuvor auch schon berichtet hatten. Zum Beispiel:
Die Studie von InfluenceMap zur wenig klimafreundlichen Ausrichtung vieler sogenannter Klimafonds.
Die Greenwashing-Vorwürfe gegen die Deutsche Bank-Tochter DWS.
Die bisherigen Mängel der EU-Offenlegungsverordnung.
ECOreporter teilt die Ansicht des "Spiegel", dass viele angeblich grüne Fonds und ETFs, insbesondere von herkömmlichen Anbietern, Mogelpackungen sind. Darauf weisen wir in Fonds- und ETF-Tests auch immer wieder hin. Greenwashing findet weiterhin im großen Stil statt, auch weil der Begriff Nachhaltigkeit immer noch sehr „kreativ“ ausgelegt werden kann, trotz aller EU-Bemühungen um eindeutige Definitionen.
Was in dem "Spiegel"-Artikel unserer Meinung nach nicht bzw. nur eingeschränkt stimmt:
- Nachhaltige Fonds haben nicht unbedingt höhere Gebühren als konventionelle. Fonds mit hohem Research-Aufwand sind natürlich nicht zu ETF-Kosten zu bekommen, die meisten tiefgrünen Fonds sind unserer Einschätzung nach aber nicht unverhältnismäßig teuer. Ausnahmen gibt es natürlich, bei hellgrünen Fonds wahrscheinlich auch nicht wenige.
- In tiefgrünen Fonds finden sich meist keine umstrittenen Tech-Riesen wie Amazon oder Facebook. Wer es wirklich ernst meint mit ESG, berücksichtigt nicht nur E, sondern auch S und G.
ECOreporter wird Fonds und ETFs auch weiterhin kritisch bis in den letzten Winkel durchleuchten, sprich jede Aktie auf ihre Nachhaltigkeit prüfen und bei jedem Ausschlusskriterium die Details im Kleingedruckten analysieren. Das kostet viel Zeit, ist nach unserer Ansicht aber der einzige Weg, um wirklich grüne von lediglich grün gewaschenen Fonds unterscheiden zu können. Denn auch wenn der "Spiegel" etwas anderes suggeriert: Es gibt sie durchaus, die wirklich nachhaltigen Fonds. Die ECOreporter-Fondstests finden Sie hier.
Als Neuling in Geldanlagen bitte ich um Informationen zu einem ETF: Wie steht es um die Nachhaltigkeit des MSCI World SRI? Vor allem bezüglich des Ausschlusses von Firmen, die mit Waffen ihr Geld verdienen?
Antwort 10.9.2021: Das lässt sich so pauschal nicht beantworten: Es gibt nämlich verschiedene MSCI World SRI-Indizes, etwa den "MSCI World SRI Low Carbon Select" oder auch den "MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel Index". Dabei geht es dann um Unterschiede: wie konsequent etwa fossile Energie ausgeschlossen wird und wie genau Aktien für den Index ausgewählt werden, auch wie viele Aktien im Index sind. Und auf diese unterschiedlichen Indizes gibt es dann wiederum verschiedene ETFs verschiedener Anbieter. Deshalb können Aussagen immer nur zu einem konkreten ETF getroffen werden, wenn wir diesen getestet haben.
In einem der letzten ECOreporter-Newsletter schrieben Sie, dass der Erste WWF Stock Fond ein Plus mache. Bei mir bleibt er aber im Minus. Genauso geht es mir mit dem Ökoworld Klima. Wie ist das möglich? Beide habe ich im Februar 2021 gekauft.
Antwort 3.9.2021: Die Wertentwicklung hängt immer davon ab, wann Sie einen Fonds gekauft haben. Wir geben in unseren Überblicken die Wertentwicklung auf Sicht von einem Monat sowie einem, fünf und zehn Jahren an, ausgehend von dem Tag, an dem wir den Artikel schreiben.
In unserem aktuellen Überblick finden Sie also keine Angabe dazu, wie sich die Fonds seit Februar 2021 entwickelt haben, weil wir dazu (Stand September 2021) die Wertentwicklung auf Sicht von sieben Monaten angeben müssten.
Die beiden von Ihnen genannten Fonds erreichten im Februar einen historischen Höchststand, fielen danach etwas und haben den damaligen Höchstwert noch nicht ganz wieder erreicht. Wenn Sie im Februar gekauft haben, sind Sie also noch im Minus. Bei der von uns empfohlenen Haltedauer von fünf, besser sieben Jahren sollten die Fonds aber auf längere Sicht positive Renditen erzielen. Zudem empfehlen wir, über Sparpläne in Fonds zu investieren. Dadurch vermeiden Sie, Ihre ganze Investitionssumme zu einem ungünstigen Zeitpunkt wie beispielsweise im Februar anzulegen.
Ich habe eure Berichte über den iShares Global Clean Energy (zum Test) und den Lyxor New Energy (zum Test) gelesen. In beiden sind fragwürdige Unternehmen wie Iberdrola, Enel etc. vertreten. Diese Unternehmen verpflichten sich aber fast alle den SDGs (den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung , Anm. d. Red.) und haben Ambitionen, komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen. Ist ein Investment also wirklich so wenig nachhaltig, wenn man bedenkt, wie viele grüne Unternehmen im ETF enthalten sind und wie fragwürdigere Unternehmen auch schon Richtung saubere Energien umschwenken?
Antwort 2.7.2021: Richtig, die Unternehmen zeigen Ambitionen beim Umstieg auf erneuerbare Energien – so wie etwa auch RWE Ambitionen beim Umstieg auf erneuerbare Energien hat. Denn auch diesen Konzernen ist klar, dass die erneuerbaren Energien die Zukunft sind, und zwar auch die Zukunft des Geldverdienens.
Der Punkt ist aber, dass diese Konzerne gleichzeitig versuchen, mit fossilen Energien und Atomkraft so lange Geld zu verdienen, wie das noch möglich ist. Beispielsweise hat Iberdrola mittlerweile seine letzten beiden Kohlekraftwerke stillgelegt – aber nur, weil sie sich nicht mehr rentieren. Solange es vom spanischen Staat (der bis 2025 aus der Kohle aussteigt, indem er die Kraftwerke schlicht unrentabel werden lässt) noch Subventionen für die eigentlich längst defizitären Anlagen gab, liefen sie auch. Den Atomausstieg will Iberdrola über einen Zeitraum von zehn Jahren zwischen 2025 und 2035 strecken und hat mit dem spanischen Staat bereits entsprechende Vereinbarungen getroffen.
Ein populäres Gegenbeispiel ist Ørsted – das Unternehmen treibt seine Transformation zum reinen Ökostromproduzenten aktiv voran. 2009 stammten nach Angaben der Dänen noch 85 Prozent des produzierten Stroms aus fossilen Brennstoffen. Bis 2025 will Ørsted nun Klimaneutralität erreichen und investiert dafür Milliarden.
Vom Erste Stock Environment Fonds (zum Test) gibt es eine thesaurierende Tranche (AT0000A2BYE6) und eine vollthesaurierende Tranche (AT0000A2BYG1). Was bedeutet das? Wo liegt der Unterschied? Im Test wird der thesaurierende Fonds erwähnt.
Antwort 2.7.2021: Der Unterschied ist laut Erste A.M. der folgende: "Bei thesaurierenden Anteilscheinklassen werden die erwirtschafteten Erträge automatisch wiederveranlagt, es wird nur die angefallene österreichische Kapitalertragssteuer (KESt) ausgeschüttet. Bei vollthesaurierenden Anteilscheinklassen erfolgt keine KESt-Ausschüttung, diese werden daher in Österreich, insbesondere für Privatanleger, nicht angeboten."
Ich finde die schönsten und besten von ECOreporter getesteten Fonds und ETFs nicht bei meinem Online-Broker Scalable, bei dem ich mir kürzlich ein Konto zugelegt habe. Woran liegt das?
Antwort 22.6.2021: Smartphone-Broker haben teilweise ein eingeschränkteres Angebot als große herkömmliche Depotanbieter (wohl auch aus Kostengründen). Gerade kleinere grüne Finanzprodukte fallen da manchmal durchs Raster. Deshalb sind breit gefächerte Depots bei Smartphone-Brokern nicht immer vollständig umsetzbar. Einen Überblick über die Depotgebühren nachhaltiger Banken finden Sie hier.
Im Klimapodcast des SWR („Die Klimazentrale“) habe ich gerade etwas über Carbon Capture and Storage (CCS) gehört - als ein Baustein zur CO2-Reduktion. Das Thema scheint kontrovers zu sein. Während es sich im Podcast so anhörte, dass es unumgänglich sei, auch CCS einzusetzen, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, lesen sich die Statements beim Umweltbundesamt eher kritisch bis ablehnend. Und hier bei ECOreporter finde ich erstaunlicherweise nichts dazu (oder habe es übersehen?). Da beim CCS (auch neue) Unternehmen am Start sind, wäre das doch ein interessantes Thema. Oder wie sehen Sie das?
Antwort 14.6.2021: CCS wird derzeit vor allem aus zwei Gründen kontrovers diskutiert:
- Die unterirdische Lagerung von CO2 ist nicht hundertprozentig sicher, das Gas kann austreten und in die Atmosphäre gelangen.
- CCS wird aktuell vor allem von großen Ölkonzernen vorangetrieben, die damit ihre Klimabilanz verbessern möchten. Am Öl wollen diese Unternehmen noch so lange festhalten, wie es wirtschaftlich Sinn macht. Würden die Ölmultis ihre Geschäftsmodelle schneller (oder überhaupt) auf Erneuerbare Energien umstellen, würden sie wahrscheinlich mehr zur Klimawende beitragen als mit ihren CCS-Projekten.
Trotzdem kann CCS natürlich mithelfen, die Erderwärmung einzudämmen, je nach Szenario mag es sogar unverzichtbar sein. In die Spezialfirmen, die die Technik entwickeln, können Anlegerinnen und Anleger allerdings nach unserem Kenntnisstand bislang nicht investieren. Die Unternehmen sind nicht börsennotiert und werden weitestgehend von Wagniskapitalgebern finanziert, weil CCS noch ganz am Anfang steht und bisher nicht wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Sobald sich Investment-Möglichkeiten ergeben, wird ECOreporter natürlich darüber berichten.
Ammoniak wird als „grüner“ Treibstoff für Frachtschiffe beworben (z.B. beim US-Unternehmen AmmPower, ISIN CA03169D1024). Auf Ihrer Website konnte ich dazu sehr wenig finden, auch nicht als Abonnentin. Kein lohnendes Thema?
Antwort 8.6.2021: In der Tat gehört eine mit Ammoniak gespeiste Brennstoffzelle zu den alternativen Antriebskonzepten, an denen international geforscht wird. Ammoniak würde in diesem Szenario eine womöglich einfacher zu handhabende Alternative zu Wasserstoff darstellen. Das Fraunhofer Institut will bis Ende 2021 einen Prototyp fertigstellen, 2023 soll die „Viking Energy“ der norwegischen Reederei Eidesvik das weltweit erste Schiff sein, das mit einer Ammoniak-basierten Brennstoffzelle den Regelbetrieb aufnimmt. Das Ganze ist aktuell jedoch noch stark experimentell, auch experimenteller als Wasserstoff. Tatsächlich beschäftigen wir uns in der Redaktion aber derzeit auch mit dem Thema „nachhaltige Schifffahrt“.
Generell haben alternative Kraftstoffe aber natürlich Hochkonjunktur – neben dem allgegenwärtigen Thema Wasserstoff haben wir uns damit etwa auch im Bereich Recycling beschäftigt oder in Form von Biokraftstoffherstellern wie etwa Verbio oder CropEnergies.
Warum gelten Cannabis-Aktien (z.B. im ECOreporter-Artikel vom 25.5.2021) scheinbar fraglos als „nachhaltig“, während andere Drogen wie Alkohol und Tabak von Fonds berechtigterweise ausgeschlossen werden?
Antwort 28.5.2021: Natürlich kann man Cannabis aus nachvollziehbaren ethischen Gründen bedenklich finden, ähnlich wie Tabak. Das hätten wir in dem Artikel vielleicht klarer herausstellen sollen.
Viele der solideren Cannabis-Unternehmen haben mit Cannabis als Genussmittel allerdings nichts zu tun, sondern entwickeln Cannabis-Medikamente oder Produkte mit dem nicht berauschenden Wirkstoff CBD. Und das sind Bereiche, die durchaus als nachhaltig angesehen werden können. Die einzige Cannabis-Aktie, die ECOreporter in den letzten Jahren eingehender analysiert hat, war übrigens die des (mittlerweile aufgekauften) Pharmaunternehmens GW Pharmaceuticals, das auf Epilepsie-Medikamente spezialisiert ist.
Gibt es außer dem GreenEffects NAI-Werte Fonds Produkte, die auf alternative Indizes setzen? Ist beispielsweise der Renixx als Grundlage für Fonds berücksichtigt worden?
Antwort 19.5.2021: Bislang gibt es kaum Fonds oder ETFs, die tiefgrüne Aktienindizes abbilden. Eine Ausnahme ist der sehr nachhaltige Global Challenges Index (GCX) der Börsen Hamburg-Hannover. Auf den GCX setzen unter anderem die Aktienfonds Prima Global Challenges (ECOreporter-Fondstest) und Ethius Global Compact (Interview) sowie der Indexfonds Warburg Invest Global Challenges (Test). Zum Renixx gibt es nach unserer Kenntnis bislang kein Finanzprodukt.
Welche nachhaltigen Fonds setzen vor allem auf Werte aus dem deutschsprachigen Raum?
Antwort 19.5.2021: Wir haben einige solcher Fonds getestet, beispielsweise den B.A.U.M. Fair Future Fonds (Fondstest), den Murphy & Spitz Umweltfonds Deutschland (Fondstest) und den Avesco Sustainable Hidden Champions (Fondstest).
Sind ESG-ETFs tatsächlich weniger nachhaltig als aktiv gemanagte Fonds? Kann man aufgrund der Kostenstruktur der ETFs auch gar keine aktive Titelauswahl und Stimmrechtsausübung erwarten?
Antwort 19.5.2021: Es ist leider wirklich so: Richtig nachhaltige ETFs gibt es bislang kaum (einen Überblick über alle ECOreporter-ETF-Tests finden Sie hier). Eine aktive Aktienauswahl kostet natürlich Geld, weswegen ETFs sich fast ausschließlich damit begnügen, Indizes nachzubilden. Das schließt aber tiefgrüne ETFs nicht grundsätzlich aus – schließlich gibt es durchaus sehr nachhaltige Indizes. Zu diesen sind bislang aber keine ETFs aufgelegt worden. Und ETF-Anbieter üben oft auch Stimmrechte aus – allerdings bisher nicht unbedingt nach anspruchsvollen nachhaltigen Vorgaben.
Warum sind Procter & Gamble sowie Colgate-Palmolive nachhaltige ECOreporter-Favoriten-Aktien? Wenn ich die Beschreibung durchlese, finde ich das gar nicht. Stichworte sind hier: Gentechnik, Palmöl, Plastikmüll, Steuern, Tierversuche.
Antwort 19.5.2021: Völlig richtig: Procter & Gamble und Colgate-Palmolive sind keine kerngrünen Unternehmen, genauso wie die anderen Konzerne aus unserer Favoriten-Aktien-Rubrik Nachhaltige Dividendenkönige. Darauf weisen wir allerdings hier auch hin. Unsere Dividendenkönige sind eine Option für Anlegerinnen und Anleger, die Aktien von großen, dividendenstarken Unternehmen im Depot haben wollen – Unternehmen, die immerhin nachhaltiger als die meisten Branchenkonkurrenten sind. Wer keine Gentechnik oder kein Palmöl möchte, für den eignen sich diese Aktien nicht. Kerngrüne Unternehmen finden Sie in unserer Favoriten-Aktien-Rubrik Nachhaltige Mittelklasse und vor allem bei den Grünen Spezialwerten.
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